Startseite Vier Jahrhunderte jüdische Geschichte in Oldersum
1606 bis 1940
Ein Beitrag zur Geschichte der Juden in Oldersum
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Nach 1945

Im nordwestlichen Teil Ostfrieslands schwiegen ab dem 04.05.1945 die Waffen, Teilstreitkräfte kapitulierten, das nationalsozialistische Regime bracht zusammen. In Oldersum, das im Krieg nur mäßig beschädigt wurde, quartierten sich kanadische Soldaten, ein.

Nach dem Zusammenbruch begannen staatsanwaltschaftliche Ermittlungen, die für Leer bzw. Oldersum im März 1950 in dem sogenannten "Kristallnacht-Prozeß" mündeten, der am letzten Märztag mit insgesamt milden Urteilen bzw. Freisprüchen zu Ende ging. Nach acht Verhandlungstagen in Leer wurden drei SA-Männer, darunter Göke W. aus Oldersum, zu 8 bzw. 9-monatigen Gefängnisstrafen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Tateinheit mit anderen Vergehen wie u.a. schwerer Brandstiftung und schwerer Freiheitsberaubung verurteilt, die aber aufgrund eines Amnestiegesetzes nicht angetreten werden mußten. Weitere Angeklagte wurden freigesprochen.

Zwischen 1948 und 1953 fanden Wiedergutmachungsverfahren über die Rückerstattung der Immobilien- und Sachwerte statt. Käufer zwischenzeitlich erworbener Immobilien mußten in der Regel eine Spanne bis zum geschätzten Verkehrswert an die berechtigten Erben oder an die Jewish Trust Corporation nachzahlen oder die Immobilie zurückgeben - es gibt jedoch kritische Stimmen bezüglich der Durchführung der Verfahren und der Art und Höhe der Entschädigung des erlittenen materiellen Schadens.

Bis heute ist meines Wissens kein Bürger jüdischen Glaubens nach Oldersum zurückgekehrt, wenige überlebende Juden gingen zurück in ihre Heimatstädte Emden und Leer, darunter Karl Polak (Leer/Veltheim, Sohn des in Oldersum geborenen Isaak Polak), der bis zu seinem Tode 1994 immer wieder über seine Erlebnisse während der Gewaltherrschaft berichtete und zur Erinnerung und Versöhnung aufrief.

In den ostfriesischen ehemaligen Synagogengemeinden bildeten sich Arbeitskreise, die das Geschehen aufarbeiteten und Überlebende einluden, Denkmäler wurden errichtet und die jüdischen Friedhöfe instandgesetzt. In Oldersum erinnert seit 1995 ein Gedenkstein an die Oldersumer Juden.

Die wenigen heute noch in Ostfriesland lebenden Juden gehören zur Synagogengemeinde in Oldenburg.

  
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