Nach 1945
Im nordwestlichen
Teil Ostfrieslands schwiegen ab dem 04.05.1945 die Waffen, Teilstreitkräfte
kapitulierten, das nationalsozialistische Regime bracht zusammen.
In Oldersum, das im Krieg nur mäßig beschädigt wurde,
quartierten sich kanadische Soldaten, ein.
Nach dem Zusammenbruch begannen
staatsanwaltschaftliche Ermittlungen, die für Leer bzw. Oldersum
im März 1950 in dem sogenannten "Kristallnacht-Prozeß"
mündeten, der am letzten Märztag mit insgesamt milden
Urteilen bzw. Freisprüchen zu Ende ging. Nach acht Verhandlungstagen
in Leer wurden drei SA-Männer, darunter Göke W. aus Oldersum,
zu 8 bzw. 9-monatigen Gefängnisstrafen wegen Verbrechen gegen
die Menschlichkeit in Tateinheit mit anderen Vergehen wie u.a. schwerer
Brandstiftung und schwerer Freiheitsberaubung verurteilt, die aber
aufgrund eines Amnestiegesetzes nicht angetreten werden mußten.
Weitere Angeklagte wurden freigesprochen.
Zwischen 1948 und 1953 fanden
Wiedergutmachungsverfahren über die Rückerstattung der
Immobilien- und Sachwerte statt. Käufer zwischenzeitlich erworbener
Immobilien mußten in der Regel eine Spanne bis zum geschätzten
Verkehrswert an die berechtigten Erben oder an die Jewish Trust
Corporation nachzahlen oder die Immobilie zurückgeben - es
gibt jedoch kritische Stimmen bezüglich der Durchführung
der Verfahren und der Art und Höhe der Entschädigung des
erlittenen materiellen Schadens.
Bis heute ist meines Wissens
kein Bürger jüdischen Glaubens nach Oldersum zurückgekehrt,
wenige überlebende Juden gingen zurück in ihre Heimatstädte
Emden und Leer, darunter Karl Polak (Leer/Veltheim, Sohn des in
Oldersum geborenen Isaak Polak), der bis zu seinem Tode 1994 immer
wieder über seine Erlebnisse während der Gewaltherrschaft
berichtete und zur Erinnerung und Versöhnung aufrief.
In den ostfriesischen ehemaligen
Synagogengemeinden bildeten sich Arbeitskreise, die das Geschehen
aufarbeiteten und Überlebende einluden, Denkmäler wurden
errichtet und die jüdischen Friedhöfe instandgesetzt.
In Oldersum erinnert seit 1995 ein Gedenkstein an die Oldersumer
Juden.
Die wenigen heute
noch in Ostfriesland lebenden Juden gehören zur Synagogengemeinde
in Oldenburg.
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