Startseite Vier Jahrhunderte jüdische Geschichte in Oldersum
1606 bis 1940
Ein Beitrag zur Geschichte der Juden in Oldersum
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1744 bis 1806
1. Preußische Zeit

Brandenburg-Preußen hat sich bereits früh die Anwartschaft auf Ostfriesland gesichert und erhält mit der Stadt Emden, die sich jedoch "Sonderrechte" gesichert hat, einen für das "expandierende" Preußen wichtigen Nordseehafen. Wenn es anfangs auch so schien, als ob sich an der Judenpolitik nichts ändern würde, zeigt sich später,daß die Preußen auf eine Beschränkung der Anzahl der Juden in Ostfriesland und auf eine Erhöhung der Abgaben aus waren.

1749 macht sich die preußisches Verwaltung ein Bild über die Juden im Lande: es wird folgendes über Juden in Oldersum mitgeteilt:

Henning Moses der Jude und Rachel Lazerus Eheleute wohnen in einem Mietshaus und tun das Schlachten, aber wenig Nahrung. Haben 2 Kinder über 10 Jahre.

Hennig Moses zahlt 7 Gulden Schutzgeld, Moses Jacobs pauper (ist arm) zahlt dagegen nichts.

Henning Moses wohnt mit mindestens 4 Personen (also mit Frau und 2, womöglich auch mehreren Kindern) als Schlachter auf dem Markt und Moses Jacobs mit 2 Personen (vermutlich mit Ehefrau) als Schlachter in der Kirchstraße ("bei Poppe Hinders", also zur Untermiete).

Am 24.03.1752 berichtet die Ostfriesische Kammer in Aurich nach Berlin über die Schutzgeldzahlungen der Juden in den Herrlichkeiten und über den durchschnittlichen Vermögensstand der ostfriesischen Juden. Es wird u.a. gefordert, dass der arme Jude aus Oldersum ... der nichts im Vermögen hat ... solle aus dem Lande geschafft werden. Weiter geht es um die Schutzgeldzahlungen an den preussischen König bzw. an die kommunalen Behörde und: so viel ist gewiss, dass die Juden in dieser Provinz durchgehends schlecht stehen, und wir in den Städten und Herrlichkeiten kaum 2 Familien kennen, die ein wenig bemittelt mögen genannt werden, da wir öfters mit Execution die Juden-Gelder beitreiben müssen. Es folgt am 28.03.1752 ein Antwortschreiben des Generaldirektoriums aus Berlin aus dem hervorgeht, das die ehemalige Justizkommission, die Regierung und die Kammer in Ostfriesland der einmütigen Meinung sind, daß es den Besitzern der Herrlichkeiten nicht zustehe, Juden zu "vergleiten" und von ihnen das Schutzgeld zu erheben. Es solle daher alle ohne einen königlichen Schutzbrief in Ostfriesland lebende Juden das Land verlassen oder den König um Schutz ersuchen.

Aus einer Liste des Jahres 1765 "Ungefährliches Vermögen Register der Ostfriesischen Judenschaft de anno 1765" geht hervor:

In der Herrlichkeit Oldersum
Henning Moses, schlachtet Vermögen: 150 rtlr.
Moses Jacob, schlachtet Vermögen: 100 rtlr.
Summa in der Herrlichkeit Oldersum 250 rtlr.

In dieser Liste der Juden der ostfriesischen Städte, Ämter und Herrlichkeiten gehören die beiden Oldersumer Juden zu den ärmsten des Landes.

In einem weiteren Bericht der Ostfriesischen Kammer über den Zustand der ostfriesischen Juden vom 13.11.1780 sind in der Herrlichkeit Oldersum wiederum zwei ordinäre Juden-Familien aufgeführt.

Hennig oder Henning Moses und Moses Jacobs werden bis ca. 1800 genannt, 1798 wird zum ersten mal Hartog Cosh (Cohen), Schlachter und dessen Braut Hester Abrahams genannt.


Tergaster Straße, Foto aus dem Jahr 1913
Links das Haus Cohen mit Jeanette und Tochter Marianne Cohen

Anhand der bisher gesichteten Unterlagen kann nicht genau festgestellt werden, wann Oldersumer Juden erstmalig eigene Häuser besaßen. Angenommen werden kann dies für das Ende des 18. bzw. Anfang des 19. Jahrhunderts. Aufschluß können hier sicher nur die Oldersumer Kontraktenprotokolle geben.

  
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