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Häuptlinge, Grafen und Fürsten in der ostfriesische Geschichte des Mittelalters
Der Mangel an umfangreicher Königs-, Grund- und Feudalherrschaft ließ eine intensive, flächendeckende Herrschaftsbildung in OstFriesland nicht zu. Das Herrschaftsinteresse der auswärtigen Grafen (holländische, westfälische, sächsische Geschlechter) bzw. Bistümer (Utrecht, Münster und Bremen) war hauptsächlich auf die zentralen Handelsplätze Emden und Jever, die jeweils am Ende der Hauptverkehrswege von Westfalen und Sachsen lagen, gerichtet. Sie waren bedeutende Umschlagsplätze des Binnen- und Seehandels.
Die sogenannnte Freiheit der Friesen lag darin begründet, dass sie vom König im 9. Jh. verliehen wurde, als es galt das Land gegen die Normannen zu verteidigen. Alle Friesen, die zur Landfolge aufgeboten werden konnten, erhielten diese Freiheit. Die Normannen hatten versucht, die Küstenregion in ihre Obhut zu bringen. Im Laufe der nächsten Jahrhunderte scheiterten die Versuche der Billunger, der Werler sowie der Brunonen, ihren Herrschaftsraum zu erweitern.
Seit Mitte des 12. Jh. bildeten sich zahlreiche autonome Landesteile, die die friesische Freiheit verkörperten. Bis Mitte des 14. Jh. wurden die autonomen Landesgemeinden von den souveränen Häuptlingsherrlichkeiten abgelöst. Für den Schutz und das Gericht war nun der Häuptling zuständig. Es war ein ständig auf Verdrängung abgesehener Konkurrenzkampft zwischen den Häuptlingen.
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Die Cirksena und Ehefrauen |
Im 15. Jh. wechselte das ostfriesische Häuptlingstum von den Lokal- zu den Regionalhäuptlingen; später vom Regionalhäuptling zum Reichsgrafen. Die tom Brok, eine Häuptlingsfamilie aus dem Norderland, unternahmen als erste den großangelegten Versuch, eine Landesherrschaft zwischen Weser und Zuidersee zu gründen. Je weiter die tom Brok sich ausbreiteten und je höher sie aufstiegen, wiederentdeckten die entmachteten Provinzhäuptlinge ihre freiheitsbezogenen Identität. Focko Ukena, Gegner des Ocko II tom Brok, besiegte seinen Wiedersacher 1427 in der Schlacht auf den sog. Wilden Äckern in der Nähe von Marienhafe und beendete damit die Herrschaft der tom Brok. Die Ostfriesen erhielten unter Ukena nicht die erhoffte friesische Freiheit, sondern hatte nur die Herrschaft eines Häuptlings mit seinen Machenschaften gegen die mehrerer Häuptlinge eingetauscht. Ukena ließ 1429 den inzwischen gegründeten Ort Aurich mit Wall und Graben umgeben. Die Burg stand dort, wo heute der Piqueurhof steht und wurde von Sohn Udo als Burghauptmann übernommen. 1430 schlossen Enno Cirksena und seine Söhne Edzard und Ulrich mit einigen ostfriesischen Landesgemeinden den Freiheitsbund der "Sieben Ostfrieslanden", dessen Ziele von den Bauern bestimmt waren. Gemeinfriesische Freiheit sowie Ablehnung jeglicher Hörigkeit wurden abgelehnt. Als die o. a. Verbindung ostfriesischer Häuptlinge und Dörfer gegen die Ukena erfolgreich zu Felde zogen, waren deren Zeit abgelaufen. |
Dies war der Beginn der Herrschaftbildung der Cirksena. 1464 wurde Ulrich Cirksena vom Kaiser zum Reichsgrafen in Ostfriesland ernannt. Durch die Orientierung an den anderen deutschen Standesgenossen kam es immer mehr zum Verfall des Zusammenspiels von friesischer Freiheit und Herrschaft.
Hauptwidersacher der Cirksena war Emden, als Hauptsitz der ostfriesischen Stände. Es war selbst in der Zeit des Absolutismus ein besonderes Zentrum freiheitlicher Haltung germanischer Tradition.
Durch das Aussterben des Mannesgeschlechts der Cirksena wurde Ostfriesland 1744 durch Friedrich den Großen von Preußen übernommen.
Grafen und Fürsten
von Ostfriesland aus dem Hause Cirksena
aus: Ostfriesland
Geschite und Gestalt einer Kulturlandschaft, Ostfriesische Landschaft 1996