Für
die Verantwortlichen löste dieser Entschluss eine Lawine
von Arbeit aus, die von den Mitgliedern des Orgelbau-Förderkreises
vorbildlich geleistet wurde. Auch für unsere, ansonsten erfahrene
Werkstatt, entstand eine Herausforderung nicht alltäglicher
Art: Als drittes Manualwerk sollte für die Interpretation
der romantischen Orgelliteratur ein großes Schwellwerk -
für uns etwas Neues - auf Anhieb gelingen.
Indes
sind fremde Disziplinen für uns nicht ungewöhnlich:
Eine neue Orgel nach Andreas Silbermann in der Kathedrale Lyon,
ein Neubau nach Gottfried Silbermann in Porrentruy in der Schweiz
oder auch eine Orgel in italienischem Stil in der großen
romanischen Abteikirche in Payerne / Schweiz waren gelungene Beispiele.
Der
Erwartung der Gemeinde sowie der Fachwelt auf eine erstklassige
Qualität von Material, Technik und Klang wurde natürlich
Rechnung getragen. Im Hinblick auf die eigene Stadt käme
etwas anderes wohl kaum in Frage. Jetzt steht nach 1,5 jähriger
Bauzeit das Ergebnis vor Augen und Ohren: Die Frontpfeifen im
restaurierten historischen Gehäuse aus reinem Zinn, in unserer
Werkstatt gegossen, bieten wieder den prächtigen Anblick
wie im Jahre 1795.
Kommt
man oben zur Orgel, so fällt eine elegante, kunstvoll gearbeitete
Spielanlage auf. 42 aus Ebenholz gedrechselte Registergriffe,
mit Knochenplatten belegte Manualtasten, eingefasst von intarsiengeschmückten
Klaviaturrahmen laden inspirierend zum Orgelspiel ein. Dem Kundigen
fällt die Verwendung von erstklassigem Eichenholz für
die Rehabilitierung des Gehäuses und dessen Erweiterung um
das große Schwellwerkgehäuse auf.
Die
einzelnen Windladen mit ihren Pfeifenwerken liegen wieder an den
historisch angestammten Plätzen. Ein drittes Manualwerk geht
über das historische Konzept hinaus, nämlich das schon
genannte acht Fuß hohe Schwellwerk großen Ausmaßes,
aufgestellt in einem mit Jalousien versehenen Gehäuse hinter
dem Hauptwerk. Die Klangstärke der dreizehn zu diesem Werk
gehörenden Stimmen ist zum Pianissimo abschwellbar. Der Orgelspieler
bedient diese Einrichtung über eine Art „hölzernes
Gaspedal“.
Das
neue Orgelwerk im Gehäuseinneren ist mit 39 Registern, verteilt
auf drei Manualwerken und dem Pedal einer Stadtkirche mit der
Besetzung durch einen Kirchenmusikdirektor angemessen. Das klangliche
Konzept dieser Orgel in Verbindung mit seiner Ausführ4ung
wird die Interpretation des Orgelrepertoires von der Barockzeit
bis heute in idealer Weise ermöglichen. So meine ich, sagen
zu dürfen, dass das Instrument wieder an seine besten Zeiten
anknüpft und als ein weiterer Mosaikstein die ostfriesische
Orgellandschaft bereichern wird.
Informationen
zum Orgelaufbau am Beispiel der Mathis Orgel, Bruneck
detailiertere
Beschreibung eines Orgelaufbaus
kleines
Orgel - Lexikon
Hörbeispiele*,
gespielt von Kirchenmusikdirektor Martin Meier:
Präludium
G-Dur BWV 541 — J. S. Bach — 3:15
Macht
hoch die Tür — H.-F. Micheelsen — 1:12
Nun
bitten wir den Heilgen Geist — J. S. Bach — 2:30
*das Laden der Musik kann einen Moment
dauern,
es wird dafür ein separates Fenster geöffnet
!
Mit freundlicher Genehmigung
von Herrn KMD M. Meier