Großefehn

Papenburg als älteste deutsche Fehnsiedlung (Moorhufendorf) wurde   1630 gegründet.  3 Jahre später entstand Großefehn als erste ostfriesische Fehnsiedlung. Die von 4 Emder Bürgern begonnene "Verfehnung" des Hochmoores (200 ha) bei Timmel erfolgte nach holländischem Muster. Fehnkolonien entstanden stets nach gleichen Ablauf. Das Hochmoor wurde auf Erbpacht von den ostfriesischen Grafen erworben und erschlossen. Zunächst wurde ein Kanal gegraben um das Moor zu entwässern. Dieser wurde im weglosen Moor gleichzeitig als Verkehrsweg genutzt. Der Transport, der von Fuhrwerken nicht übernommen werden konnte wurde mit dem Einsatz von Torfschiffen bewältigt. Von diesem Hauptkanal aus wurden abzweigende sogenannte Nebenwieken in das Moor hinein gegraben.

Der Einsatz der Torfschiffe war gleichzeitig der Beginn der sich stetig entwickelnden Binnenschifffahrt. Torf wurde in Großefehn geladen und unter Segel oder getreidelt (Schiffsjunge in der Leine und der Schiffer am Sparren) nach Emden und in die Krummhörn transportiert. Wie alles an Bord war auch das Laden und Löschen zumeist schwere körperliche Arbeit, besonders, wenn die Rückladung aus Dünger, aus Sand, aus Kleie oder aus Schlick aus dem Wattenmeer bestand. Das flachgehende, mit fast ebenem Boden ausgestattete Fehnschiff war für Wattfahrten besonders geeignet. Man ließ sich im Watt trocken fallen und trug Schlick- oder Muschelbänke ab. Bei Flut und günstigem Wind segelte man über das Fehntjer Tief (Flumm) und den Großefehnkanal durch die weiten Meeden zurück.

Flumm - Großefehn - Westgroßefehn
Beginn des Großefehnkanals in Westgroßefehn
am Abzweig der Flumm (Fehntjer Tief)

Großefehn - Ostgroßefehn

Bis 1879 entstanden 23 weitere Fehne in Ostfriesland und Oldenburg. Diese Fehnorte liegen alle in der Nähe von größeren oder kleineren Flüssen, die dem Torftransport dienten.

Hiervon wurden die Torfkanäle gegraben. Zunächst wurde von Arbeitern nur Torf abgegraben und verschifft. Später wurden an den sogenannten Wieken den Siedlern Hausgrundstücke mit Torfstichflächen zugewiesen. Die Siedler wurden zu Unterpächtern und waren für die Kultivierung des Moores zuständig.

Die Moorhufen hatten eine Breite von 40-100m. Die Grundstücke bestanden aus Streifen (Hufen), die an der Wieke sehr schmal waren  und sich handtuchartig lang nach hinten zogen.

Da die durchschnittlichen Größen von 1,5-3,5 ha als Existenzgrundlage nicht ausreichten, beschäftigten sich die Fehntjer im Nebenerwerb mit der Schifffahrt und dem Schiffsbau. 

Großefehn

Mit einem Torfschiff "Gretje" werden regelmäßig Bootsausflügen von Westgroßefehn über das Fehntjer Tief nach Timmel angeboten.

 

Spetzerfehn Bis Mitte des 19. Jh. beherrschten die Segelschiffe die Gewässer, wurden aber nach und nach von motor- bzw. dampfangetriebenen Schiffen ersetzt. Auf Großefehner Werften liefen um 1865 60 Seeschiffe und 150 Binnenschiffe vom Stapel. Bedingt durch die Kanalgrößen und die Schleusen konnten zwischen Großefehn und Emden nur kleinere, seegehende Schiffe gebaut und genutzt werden. Schiffe von Großefehner Werften erhielten in der Regel ihre Ausrüstung und Auftakelung in Oldersum.
Um 1890 betrug die Zahl der Seeschiffe über 90 und der Anteil der seefahrenden Bevölkerung in Großefehn wuchs weiterhin. Großefehner Schiffer steuerten Häfen in aller Welt an. Über die Hälfte der männlichen Fehntjer fuhr damals zur See.

Durch diese Entwicklung kam es 1846 zur Gründung der Navigationsschule Timmel in der das Seesteuermannspatent erworben werden konnte.

 

In malerischer Umgebung vor der Galerie-Holländer-Windmühle liegt im Großefehnkanal das Torfschiff „Antje“. Heute wird das Schiff "Tjalk" als „Pannekoekenschipp“ genutzt. Auf oder neben dem Schiff werden verschiedene Pfannkuchenarten serviert.

Ganz in der Nähe liegt die günstige Unterkunft, die auch Radwanderer, die eine Nacht bleiben möchten, aufnehmen:

Moorhufendorf

Tjalk Antje, Pannkuchenschiff, Großefehn

Heute hat der Kanal seine Rolle als Verkehrsweg verloren und dient nur noch zur Entwässerung. Die ursprünglich beweglichen Brücken wurden gegen feste Brücken ausgetauscht. Nur im östlichen Teil ist noch Schiffsverkehr möglich.

Mühlenhof, Großefehn, Ostgroßefehn - Galerie


Weitere Angebote in der Gemeinde Großefehn:

Fehn- und Mühlengemeinde seit 1633
Westgroßefehn und Timmel sind staatlich anerkannte Erholungsgebiete
Campingplatz, Reithalle und Sportbootshafen am Freizeitsee "Timmeler Meer" mit Badestrand,
historische Dorfschmiede in Ostgroßefehn
"Fehnmuseum Eiland" in Westgroßefehn
Fahrt mit der Motortjalk "Gretje" von Timmel zum Fehnmuseum Eiland und zurück; jeden Sonntag
Als Kartenmaterial ist empfehlenswert:
KV-Plan; Freizeit im Landkreis Leer; 1:60.000 oder
bikeline - Radtourenbücher Deutschland / Fehnroute

Fehnroute
Karte nach Bünstorf von 1966

Auf der nebenstehenden Karte nach Bünstorf sind die Fehngebiete kartiert. Durch dieses Gebiet führt eine sehr lohnenswerte Radwanderroute - Die Deutsche - Fehnroute. Die Strecke ist sehr gut ausgeschildert. Viele Plätze entlang der Route stehen für Caravanübernachtungen kostenlos zur Verfügung.

Literatur zu Großefehn:
Großefehn, Erzählungen und Bilder aus der ältesten ostfriesischen Fehnkolonie und ihrer Umgebung, Heinrich Gronewold, Verkehrs- und heimatverein Großefehn e. v.

Wer sich für die Fehngeschichte im Allgemeinen interessiert, erhält hier viele Informationen. und interessante alte Bilder. Einige Fotos aus dem Buch !

zu erhalten bei:
Touristik-Information Mühlenhof
Ostgroßefehn
Kanalstraße Nord 82
26629 Großefehn
Telefon: (04943) 920-292
Telefax: (04943) 920-294
www.touristik-grossefehn.de

Papenburg, Kanäle - Wieken Fehnkultur (vom 17. Jh. bis Anfang des 20. Jh.)
Fehn, Veen, Venn = Moor, Sumpfgebiet

Ziel: Abbau von Brennmaterial; später auch Kultivierung der Abbauflächen

Ablauf:

- Anlage von Känalen (Wieken)

- Abtorfung
- Ansiedlung

- Vermischen von Sand und Torf

- landwirtschaftliche Nutzung 

Das Schiff war das Haupttransportmittel

Fehnsiedlungen sind Reihensiedlungen, die zur Siedlungsform der Moorhufendörfer gehören

sh. Fotos