Joost Kirchhoff

Die Uhren gehen anders in der Fischerbucht;
kein Abend gilt, kein Morgen.
Die Tide gibt das Wecksignal, ihr Uhrwerk ist der Mond.
Sie kommt und geht, es schwingt die See;
so rauscht sie durch die Zeiten im Jahrmillionen-Pendelschlag.
Wer stieß das Pendel an?

 sowie

'Doc' Hans-Hermann Briese
Dusend witte Lengen
Achter dusend Horizonten
seilt een witte Schipp.
Over dusend Ozeanen
seilt dat Lengen mit.
Söcht al over dusend Jahren
Lengeneiland witt.
Eiland is van dusend Lengen
midden ut de Pitt.

Lyrik zeigt sich in verschiedenen Gewändern, wie zum Beispiel von
 
oder
Johann Voß

und dennoch leicht

mit dürren fingern fiel
der frost ins freie schaukeln 
krähenschreie in den
weidenkronen baut das jahr
ein fort aus chlorophyll
asbest und atrazin verlor
der himmel im april mit
sorgfalt samt und seide
kleide ich meine
tage neu und meine sehnsucht
schick ich einmal noch
ins maigebläu

 
Johanne Agena

Keen Antwoord

Wenn een keen Antwoord kriggt
sünd sien Fragen as soor Bladen,
de van de Harvstwind umdreven worden
un keen schulig Hook finnen,
wor se liggen blieven könen.

Wenn een keen Antwoord kriggt
sünd sien Fragen as de hulende Wind,
de an de kahle Tacken rüddelt,
un daar is keen Bladd mehr an,
wor he noch Faat an kriegen kunn.

Wenn een neet mehr up Antwoord luurt
is de Fröst d'r over gahn.


 
 

Gerda Ulpts-Janssen

Ich hab' die gute alte Hoffnung wieder blankgerieben
und den Glauben an die Zukunft aufpoliert,
hab' meiner Resignation heut' einen Brief geschrieben,
und ihr klipp und klar gesagt, daß sie sich irrt.

Unter anderm steht im Brief: Du schaffst mich nicht!
Ich geb' nicht auf!
Ich hab' gelernt!
Ich weiß Bescheid!
Das Schicksal fordert mich heraus und nimmt mich
in die Pflicht. Na gut, ich stelle mich, ich bin bereit.

Hab' viel zu lange nur mit halber Kraft geschafft,
was ich auch tat, ich sah und fand kaum einen Sinn,
nun aber habe ich mich endlich wieder aufgerafft,
weiß ganz genau, daß ich noch nicht am Ende bin.

Ich hab' die gute alte Hoffnung wieder blankgerieben
und den Glauben an die Zukunft aufpoliert,
hab' meiner Resignation heut' einen Brief geschrieben
und ihr klipp und klar gesagt, dass sie sich irrt.

 


 
Hilde Frauke Wichmann

Tweedunkern

Wenn dat Daglücht verglimmt
de Sünn de Wulken mit en golden Band inrahmt,
is mi dat Settje tüsken Dag un Dunker as 'n lüttje Leven.

Ik denk an dit un dat
an annerlesdens un wat de Dag mi gaff.
Ik smiet mall Gedanken over d' Schuller henweg - sücht ja nüms
Blot kien Lücht anmaken, blot mien Versammeln neet stören.

Ik will de Dag fasthollen, 't sall all so blieven
dat Leven will ik anhollen.
Ik föhl mi burgen
höv an Nacht un Düster noch neet denken.

De Sünn sackt achter d' Wulken andaal.
Se farvt 'n rosa Dook, 'n groot lang Halsdook -
dann word de Hemel gries.

Disse Dag, de nahderhand 27. Mai 1997 heet, wor blifft he?
Wor leevt he dann, of starvt he, nu futt?
Ik laat hum noch 'n bietje, maak noch keen Lücht an.
Um mi to is 't still.

Ofscheed is meesttieds neet luud.

Ik kiek na buten, 't is, as wenn de Nacht neet weet,
of se d'r al an is.
 


 

 

Elke Bontjer-Dobertin

Mit den geblähten Segeln
hart am Wind liegender Schiffe
flog meine Seele dir zu
und Feuerwerksfunken brannten
Löcher in mein Herz

Vom Sturm im Innern entfacht
löschte deine Nähe
nicht die schwelende Glut

Jetzt kämpfe ich mit der lodernden Flamme


 
Natürlich werden nicht nur Gedichte geschrieben. Viele der Arbeitskreis-Mitglieder und -Mitarbeitenden bewegen sich auf beiden Gebieten: Lyrik und Prosa.