Entstehung
und Verlagerung der Ostfriesischen Inseln
Mit
der Strandwall-Hypothese vertrat Lüders (1953) die Vorstellung,
dass sich die Inseln aus einem früher vorhandenen, langgestreckten
und nur durch einzelne Baljen unterbrochenen Strandwall entwickelt haben.
Dieser Theorie wurde durch die Platen-Hypothese von Barckhausen
widersprochen. Nach Barckhausen sind die Inseln allein aus dem Kräftespiel
von Strömungen, Seegang und Wind entstanden. Die Platen-Hypothese
gilt heute für die Entstehung der ostfriesischen Inseln (Barriere-Inseln)
als allgemein akzeptiert. Streif wendet ein, dass Geestkerne in der Theorie
etwas unterbewertet werden. Für die holländische Küste
von Rotterdam bis Alkmaar gilt die Strandwall-Hypothese.
zu
Strandwll-Hypothese:
Vor
ca. 5000 Jahren lag der Meeresspiegel 5 m unter dem heutigen Stand. Durch
die Tide wurden große Mengen von Sand transportiert. Es entstanden
küstenparallele Strandwälle, die ein weitgehend geschlossenes
Strandwallsystem bildeten. Die Strandwälle verfestigten sich selbst,
da sie u. a. sehr schnell von Pionierpflanzen wie z. B. der Strandquecke
besiedelt wurden. Durch den ständigen Wind entstanden Dünen
bis zur Höhe von 20 m. Die jüngsten Dünen sind seewärts
in Strandnähe zu finden. Hinter den Wällen entstanden küstennahe
Lagunen. Mit steigendem Wasserstand wurde das Wallsystem an mehreren Stellen
durchbrochen und es entstanden u. a. die heutigen Ostfriesischen Inseln.
Im Gegensatz zu den Nordfriesischen Inseln sind die Ostfriesischen Inseln
kein Rest eines von Sturmfluten auseinandergerissenen Festlandes, sondern
sie sind neuzeitliche Landbildungen.
An der flachen
Sandküste könnte sich - wie westlich des Ijsselmeeres und nördlich
von Esbjerg - eine Ausgleichsküste bilden, die das Schließen
der Buchten und einen geschlossenen Küstenwall von Dünen zur
Folge hätte. Verhindert wird dies durch den Tidenhub in der deutschen
Bucht, der die kritische Grenze von 1,5 m übersteigt. Durch Strömungen
wird der Küstenwall durchbrochen und einzelne Düneninseln entstehen.
zu
Barriere-Hypothese:
"Nach der von Barckhausen (1969) entwickelten Platen-Hypothese
sind die Barriere-Inseln allein aus
dem Kräftespiel von Strömungen, Seegang und Wind entstanden.
Sie haben sich hiernach vom Entwicklungsstadium periodisch überfluteter
Sandplaten, zu teilweise hochwasserfreien Standwällen bis zum Endstadium
Dünen tragender Inseln entwickelt. Dabei kommt dem Ausblasen von
Sand aus dem nassen Strand und der dadurch eingeleiteten Dünenbildung
größte Bedeutung zu. Bei Langeoog soll sich der Übergang
zu einer hochwasserfreien Plate zwischen 3000 und 2000 J. v. h. vollzogen
haben."
aus: Hansjörg Streif; Direktor und Professor beim Niedersächsischen
Landesamt für Bodenforschung, Hannover; Sammlung Geologischer Führer;
Nr. 57; Das Ostfriesische Küstengebiet; S. 116
Die Inseln
werden von tiefen Rinnen begrenzt, den Seegaten. Die enormen Strömungen
in diesen Nadelöhren halten die Inseln auf Distanz. Die Zahl der
Seegaten (und damit Zahl und Länge der Inseln) hängt von der
bewegten Wassermenge ab. Die wiederum setzt sich aus Tidenhub und Wattfläche
zusammen. Viel Watt - wenig Insel. In geschichtlicher Zeit, wir werden
darauf noch zu sprechen kommen, gab es im Harlinger Land (Raum Esens/Wittmund)
eine große Bucht. Als sie sich schloß, wurde die Wattfläche
deutlich kleiner. Damit nahm auch die Menge des Wassers ab, das durch
das Seegat zwischen Wangerooge und Spiekeroog fließen mußte.
Wenn im Seegat die Strömung abnimmt, kann sich selbstverständlich
Sand ablagern. Der wurde dann auch reichlich küstenparallel herangeführt
und wie eine Nehrung wuchs Spiekeroog ein neues Ostende (bis das Seegat
wieder vernünftige Dimensionen angenommen hatte).
aus: http://www.stud.uni-hannover.de/user/71670/Material/Wattfueh1_txt.html
(Wattführer Clemens Kühn, Großholum West 4, 26427 Neuharlingersiel)
Die Inseln
Texel, Föhr, Amrum und Sylt zählen zu den Geestkerninseln.
Dies sind Inseln, die einen Geestkern besitzen, der aus dem Pleistozän
oder Tertilär stammt. Um den Geestkern lagerten sich Küstensedimente
ab. Die anderen westfriesischen und die ostfriesischen Inseln (außer
Wangerooge) durchliefen das Stadium der Geestkerninsel. Die ostfriesischen
Inseln "ertranken" später, d. h. sie wurden überflutet
und von Sedimenten überlagert bzw. überdeckt. Durch neuere sedimente
Ablagerungen wandelten sich die Inseln zu den heutigen Barriereinseln.
nach Hansjörg Streif,
Das ostfriesische Küstengebiet, Sammlung geologischer Führer
57, Berlin 1990
Eine Veränderung
der Küste ist ein ständig stattfindender Prozess. Ganze Inseln
wandern von West nach Ost und landeinwärts. Nur Inseln mit altem
-pleistozänem- Kern sind vor der Verfrachtung durch die Natur sicherer.
Der Flutstrom
kommt grundsätzlich von Westen. Die vorherrschenden
Winde sind West- oder Nordwestwinde. Zwischen Festland und Inselkranz
liegt die Wattfläche. Täglich zweimal fließen während
der Ebbe durch das schmale Seegatt zwischen
Norderney und Juist ca 180 Mio. cbm Wasser.
Die Skizze - nach Grotelüschen - verdeutlicht diesen Vorgang.
Hierdurch
wird viel Sand transportiert. Die Flut
spült ihn an den Strand z.B. von Norderney
zurück. Die Wellen mit dem transportierten Sand kommt von Westen.
Der Sogstrom folgt dagegen der Abdachung des Strandes. Dadurch entsteht
eine Küstenströmung, die den Sand parallel zum Strand
in Ostrichtung versetzt. An den Ostseiten der Inseln bilden sich
Sandhaken.
Die
tiefen Tore zwischen den Inseln werden weit umgangen. Die Skizzen
oben rechts zeigen, wie der Sand die Tore zwischen den Inseln Juist
und Norderney als auch zwischen Norderney und Baltrum weit umwandert.
Strandversetzung einer Insel |
Wanderung der Sandriffe vor Norderney nach Seedorf
aus: http://www.stud.uni-hannover.de/user/71670/Material/Wattfueh1_txt.html
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Die Verlagerung
soll am Beispiel der Inseln Spiekeroog, Wangerooge, Juist, Norderney und
Borkum gezeigt werden.
Verlagerung von Spiekeroog und Wangerooge
nach Sindowski
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Spiekeroog
vergrößerte sich in den letzten 100 Jahren um ca. 4 km
in östlicher Richtung. Die Harleeindeichung ist ein maßgeblicher
Faktor für diese Entwicklung. Seit 1894 ist die Westseite durch
Eingriff des Menschen (Buhnen und Deckwerke) gesichert . Vorher
hatten Sturmfluten die westliche Dünenkette durchbrochen. Auf
Spiekeroog ist die typische Dreigliederung : Dünenkern, Inselgroden
und Ostplate deutlich erkennbar, wobei die Ostplate häufiger
überflutet wird. Mengen von Sand werden an den Ostfriesischen
Inseln vom Westen der Inseln zum Osten transportiert und lagern
sich dort unter Hakenbildung ab. Die Inseln und somit auch das Wattenmeer
dürften ein Alter von mindesten 1500 Jahren haben.
Wangerooge
ist heute eine reine Düneninsel. Die Insel hat seit dem Mittelalter
den alten Inselkern durch die Ostverlagerung des Harle-Seegats verloren.
Der Kirchturm von 1595 als Mittelpunkt des ersten Ortes liegt heute
westlich der Insel im Meer. Die heutige Inselform ist im wesentlichen
ein Ergebnis der Inselsicherung. |
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Der
Westturm von Wangerooge wurde um 1600 an der Ostküste der Insel
erbaut. 1793 stand er in der Inselmitte. Vor dem ersten Weltkrieg
befand er sich im Westen bereits im Wasser.
Skizze
nach Grotelüschen
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Neben Langeoog
ist Juist die einzige ostfriesische Insel, die auf Uferbefestigung
mit Buhnen und Strandmauern verzichtet. Die 17 km lange und nur 500 m
schmale Insel Juist hatte um 1700 im Westen vor der Billdüne
ein so tiefes Fahrwasser, dass größte Schiffe im damaligen
Billdorf anlegen konnten. Es war nach Emden der zweitgrößte
Hafen Ostfrieslands. Die Weihnachtsflut von 1717 zerstörte das Dorf.
Die im Nordwesten sich befindenden Sandbänke verlagerten sich in
Richtung Juist und verlandeten das tiefe Fahrwasser. Sturmfluten wie die
Petriflut von 1651 hatte zuvor die Insel fast in zwei Teile zerrissen.
Es entstand der markante Einschnitt mit dem Hammersee.
"Neben Sturmflutkatastrophen, die das gesamte Wattenmeer verändern,
wird die Lage Borkums von den
Ebb- und Flutströmungen im Mündungstrichter der Ems bestimmt.
Vier Hauptströmungsrichtungen lagern Sandmassen auf der Insel
ab oder tragen sie wieder davon. So driftete die Westerems immer
weiter nach Osten ab. Als Folge sind im Westen (Greune Stee) und
Norden (Olde Dünen) Sandmassen abgetragen worden. Im Osten
und am Nordstrand wird dagegen auch heute noch regelmäßig
Sand zugeführt und vergrößert die Insel." Zitat
der Schautafel des Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer
auf Borkum.
Das Hauptfahrwasser der Ems war im 16. Jh. die Osterems. Sie verlandete
stark und die Westerems wurde zunehmend als Wasserstraße genutzt.
Noch vor einhundert Jahren lagen die tiefsten Rinnen in der Westerems.
Heute fließt die größte Wassermenge durch das Randzelgat
und Ostfriesische Gatje. |
Schautafel des Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer |
Die im Osten
an Wangerooge angrenzende künstliche
Insel Minsener Oldoog war eine hochwasserfreie Sandplate. Mit der
Jadekorrektur wurde Minsener Oldoog mit strahlenförmigen Buhnenbauten
versehen, um die Jade Schifffahrtsrinne vor der Versandung zu bewahren.
Oldoog ist ein Vogelschutzgebiet und darf nicht betreten werden. Wie zu
den meisten anderen Ostfriesischen Inseln werden auch Wattwanderungen
bis Oldoog angeboten.
Die
letzten natürlichen Sandstrände findet man an der OstFriesischen
Nordseeküste bei Schillig Hörn. Hier findet man leichte
Dünenbildungen. Von Schillig bieten sich Wattwanderungen
nach Oldeoog an.
Wellenbildung
und deren Auswirkungen
Je
stärker der Sturm ist , um so höher sind die Wellenberge
und Wellentäler. Die Wasserteilchen vollziehen in der Welle
eine kreisende Bewegung. Dort wo die Wassertiefe geringer als die
Wellenhöhe ist, brechen und branden die Wellen. Der Meeresboden
wird aufgewühlt und viel Material wie Sand, Kies und Steine
werden transportiert und an der Küste zu einem Strandwall aufgeschüttet.
Eine entstandene Seedüne oder Inseldüne hat nebenstehende
Entwicklungsstufen.
Die
Beobachtung der Bahn eines im Seegang treibenden Körpers zeigt,
dass sich nicht die Wassermassen einer Welle fortbewegen, sondern
deren Form. Wenn der durch den Wind verursachte Oberflächenstrom
vernachlässigt wird, bewegt der beobachtete Körper sich
nur hin und her und auf und ab. Dem Profil einer steileren Seegangswelle
über großer Wassertiefe kommt die Trochoide nahe. Eine
Trochoide wird durch einen Punkt auf einer Scheibe beschrieben,
wenn diese auf einer Ebene abrollt. Mit zunehmender Amplitutde streben
die Kämme einem Grenzwinkel von 120 ° und einem Grenzwert
des Verhältnisses von Wellenhöhe zu Wellenlänge von
1 zu 7 zu. Danach bricht die Welle.
aus: Müller, Krauß, Handbuch für die Schiffsführung
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Entwicklung der Wellenberge und Wellentäler
nach Grotelüschen
Entwicklungsstufen der Dünen
Weißdüne
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