Rainer
Boedecker
Potenburger Weg 2
26969 Eckwarden / Butjadingen
Tel.: 04736/920040
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Mehr sehen mit Hatifnatte im Watt |
23.09.2004 |
Mehr sehen mit Hatifnatte im Watt
KULTURLEBEN Eckwarder treten in einer
etwas vergessenen Ecke Butjadingens in Aktion
VON HORST LOHE
ECKWARDERHöRNE - Eckwarderhörne
das ist zwar das kleinste der drei Nordseebäder in der Gemeinde Butjadingen,
aber keineswegs das am wenigsten interessante. Hier gibt es immer wieder
etwas zu entdecken.
Das sehen auch die Eckwarder Rainer Boedecker (45) und Adri Verhoef (38)
so. Auch diese beiden gelernten Landwirte haben aber den Eindruck, dass
es eine etwas vergessene Ecke ist.
Wenn man hier sitzt und die Riesenfläche des Watts erlebt, kann man sie
auch wie ein Riesenstück Papier eines Maler sehen und auf die Idee kommen,
hier etwas hinzustellen, sagt Boedecker, Saisonmitarbeiter der gemeindeeigenen
Touristik-GmbH.
Doch welcher Hingucker könnte hier platziert werden? Boedecker Da denken
wir praktisch: was ist machbar, was kostet nichts? So sind wir auf dieses
Pferd gekommen das heißt, wir wissen gar nicht, was es ist. Es hat nur
vier Beine, damit es stabil im Watt steht. Einen Namen haben sie dem Gebilde
aber gegeben: Hatifnatte (angeblich ein nordisches Fabelwesen).
Damit
sollte demonstriert werden: Eckwarderhörne hat einiges zu bieten. Rainer
Boedecker nennt einige Punkte: Nirgendwo in Butjadingen kann man besser
das Wetter und den Schiffsverkehr beobachten. Hier trifft man Leute, die
so bodenständig sind wie das Wetter. Zum Beispiel den Schiffsanbinder
Enno Janßen (für die Personenfähre und das Ausflugsschiff), der auch Seemansgarn
zum Besten geben kann.
Gerne erwähnt Boedecker auch die älteren Damen mit Badehäubchen und Bademantel,
die an dieser Ecke das Bad in der Nordsee wirklich in vollen Zügen genießen
und sich von niedrigen Temperaturen nicht abschrecken lassen. Wenn gar
nicht mehr gebadet werden kann, kommen die Surfer und Kiter, die längst
diese windreiche Ecke für sich entdeckt haben.
Zu
beobachten seien aber auch Familien, die sich über den Deich schieben
und nur das wollen: Urlaub, Sonne und braun werden.
Kurzum:
Eckwarderhörne bietet unheimlich viel. Viele sehen aber nur einen kleinen
Ausschnitt , sagt Boedecker. Wir haben eine zu begrenzte Sichtweite. Wir
sollten besser gucken und dabei die Seele baumeln lassen. Auch wer hier
wohnt, kann immer wieder neue Sachen entdecken.
Dazu sollte die Holzskulptur im Watt einen Beitrag leisten. Wie ist sie
wahrgenommen worden? Touristik-Mitarbeiter Rainer Boedecker: Wer oben
auf dem Deich an der Kasse sitzt, stellt fest: Kinder sehen das sofort,
typische Badegäste nehmen es gar nicht so wahr. Leute, die den Eindruck
erwecken wollen, etwas von Kunst zu verstehen, vermuten ein Werk von Butjatha.
Bei Einheimischen hat sich die Aktion rumgesprochen. Sie haben sich das
angesehen und für gut befunden, weil es ungewöhnlich ist. Die Geschäftsleitung
der Touristik-GmbH wollte es für Marketingzwecke nutzen, daraus ist aber
nichts geworden.
Rainer
Boedecker und Adri Verhoef haben Hatifnatte aus alten Baumstämmen zusammengeschraubt
ohne Plan, rein nach Inspiration. Das Holz und technische Hilfsmittel
stellte Dietmar Reesing zur Verfügung. In einer Sommernacht wurde das
Ding im Watt aufgestellt.
Später machten sich Butjenter einen Spaß daraus, rund um diese Skulptur
in Aktion zu treten ob als Meeresgott, Sängergruppe oder auch als tafelndes
Paar zu Füßen des Pferdes .
Um die Deichsicherheit nicht zu gefährden, soll dieses Pferd entsprechend
der Witterung bald aus dem Watt herausgeholt werden. Sein Gnadenbrot soll
es auf Hof Iggewarden bekommen bei Susanne und Reinhard Evers.
Zurück ins Watt nach Eckwarderhörne soll es im nächsten Sommer nicht kommen.
Das wäre zu platt und einfach , sagt Rainer Boedecker. Nächstes Jahr lassen
wir uns etwas anderes einfallen.
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Immer
wieder etwas zu entdecken
Anmerkung:
Hatifnatte
sind massenhaft auftretende Spezies mit nomadischer Lebensweise. Die Individuen
gleichen kleinen Gespenstern oder weißen Morcheln, mit flossenartigen
Händen direkt an den Seiten des Körpers; zum Fußende hin
wird ihre Gestalt immer undeutlicher. Ihre Augen sind stets auf den Horizont
gerichtet und nehmen die Farbe des Himmels an. Hör- und Geruchssinn
fehlen ebenso wie die Stimme. |