Küstenprofil und Siedlungsformen

 
Damit das Wasser aus dem neugewonnen Land (Polder, Koog oder Groden) und der alten Marsch regelmäßig abfließen kann, wurden Sieltore in den Deich eingelassen. An der Küstenlinie befinden sich einige dieser Sielanlagen. Die Sieltore öffnen sich bei Ebbe, um über die Tiefs Wasser in die Nordsee abfließen zu lassen. Bei Flut schließen sie sich automatisch, damit die Flutwellen nicht die Marsch überschwemmen.  Dies sind Orte, an denen sich Sielhäfen gebildet haben. An den hintereinander am Lauf der Harle (Tief) liegenden Sielhäfen Carolinensiel, Friedrichsschleuse und Harlesiel läßt sich besonders gut der Fortgang des Deichbaus und der Landgewinnung erkennen. Carolinensiel und Friedrichsschleuse haben, obwohl sie heute im Binnenland liegen, über die Harle und die Harlesielschleuse noch Zugang zum offenen Meer. 


 
Die ländlichen Siedlungsformen lassen bis heute Unterschiede zwischen dem älteren und neuerem Besiedlungsgebieten erkennen. Je fruchtbarer der Boden ist, um so größer ist die landwirtschaftliche Tragfähigkeit und damit i. d. R. die Besiedlungsdichte. 
Inälteren besiedelten Gegenden (Altsiedlungsland) findet man auf sehr fruchtbaren Böden geschlossene Haufendörfer im Abstand von nur 1 - 2 km. Auf der unfruchtbareren ostfriesischen Geest hingegen lockere Haufen- und Streusiedlungen, deren Ortskerne im Durchschnitt 4 km auseinanderliegen. In der fruchtbaren alten Marsch sind Haufendörfer in Form der Wurtensiedlungen vertreten. 

In  jüngeren besiedelten und bewirtschafteten Gebieten (Jungsiedelland) des Mittelalters  in den Jung- und Flußmarschen  wurde das Marschhufendorf als Nutzungsform entwickelt . Die Moorhufendörfer auf den Hochmooren wurden  erst im 17. und 18. Jahrhundert gegründet, während die Streusiedlungen im Gebiet zwischen Weser und Ems zum Teil noch jünger sind und auf die Bodenverteilung  und Verkoppelungen des vorigen Jahrhunderts zurückgehen, die sich in den Flurbereinigungen und Aussiedlungen bis in die 60er Jahre diesen Jahrhunderts fortsetzen. 

Haufensiedlung: Diese Siedlungsform ist die am häufigsten vorkommende in OstFriesland. 
Streusiedlungen: Lockere Dörfer (häufig Loogen genannt), die am Rande der Geest zwischen dem Ackerland und dem Grünland liegen, sind z. B. Walle, Extum, Haxtum, Schirum, Egels, Kirchloog und andere, die schon an der Namensform erkennen lassen, daß sie bereits im frühen Mittelalter entstanden.

Wurtendörfer: Die deutlichsten Merkmale von Wurtendörfern als Haufendörfer sind bei Rysum und Loquard in der Krummhörn sowie Ziallerns in Friesland zu sehen.

Moorhufendörfer: Die Dörfer (Fehnsiedlungen) liegen alle in der Nähe von größeren oder kleineren Flüssen, die zum Torftransport dienten. Von diesen Flüssen wurden die Torfkanäle gegraben, an denen den Siedlern Hausgrundstücke mit Torfstichflächenin in Breite von 40 - 100 Metern zugewiesen wurden. Die Flächengröße betrug bis ca. 3,5 ha. Gut erhaltene Strukturen findet man in Großefehn und Spetzerfehn. 

Marschhufendörfer: Diese Siedlungsform ist in OstFriesland nicht zu finden. Extrem  gut erhaltene mittelalterliche Marschhufendörfer sind Huntorf und Burwinkel (Moorriem). Sie liegen in der Flußmarsch der Hunte 12 km nordöstlich von Oldenburg im Grenzgebiet zu Friesland.