Fliegen
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Insel-Hopping auf den ostfriesischen Inseln (OstFriesland) per Flugzeug
ab Westerstede |
Diejenigen, die die ostfriesische Nordseeküste kennen, sei es, weil sie hier leben oder ihren Urlaub hier verbringen, werden wissen, dass die Nordsee im regelmäßigen Rhythmus „trocken liegt“. Während dieser Zeit kann man auf dem Meeresboden spazieren gehen. Man kommt teils trockenen Fußes voran, teils versinkt man in knietiefen Schlick oder man durchschreitet hüfthohe Rinnsale, die man auch Priele nennt. Es hat seinen Reiz. Das, was für viele auf den ersten Blick wie eine trostlose Schlickmasse aussieht, (in Wirklichkeit steckt es hier voller Leben) entwickelt sich aus der Vogelperspektive zu einer grandiosen Landschaft - das Wattenmeer. Wie wäre
es denn mal mit einer Betrachtung von oben? Wie? Natürlich mit dem
Flieger. Versuchen Sie es doch mal mit Insel-Hopping, zu deutsch: Insel-Hüpfen.
Los geht’s ab Flugplatz Westerstede. Dies
ist natürlich nur ein Vorschlag. Auf Wunsch kann es auch besinnlicher
zugehen. So ein Kurztrip, direkt zum Ziel - ohne lästige Anreise,
hat schon einen Hauch von Exklusiviät.
Wir
folgen dem Lauf der Ems und überfliegen den Dollart. Rechts von uns
die Küste der Krummhörn, links Delfzijl und unter uns das Wattenmeer.
Keine graue Schlickmasse, sondern eine fantastische Landschaft voller
Licht und Schatten, Wellenspielen, Höhen und Tiefen. Ein Flusssystem
durchzieht das Wattenmeer. Sandbänke tauchen auf. Nach ca. 30 Minuten
Flugzeit liegt uns Borkum zu Füßen. Grünes Land, umrandet
von einem weißen Ring - dem Sandstrand. Landeanflug, in aller Ruhe
einen Kaffee trinken und weiter geht es Richtung Juist. Die Flughöhe
ist gering, wir landen sowieso gleich wieder. Doch zuerst blicken wir
auf das Wunder einer neuen Insel, die sich nordöstlich vor Borkum
bildet - die Kachelot-Plate. In strahlendem Weiß bildet sich ein
neues Stück Land, still und leise, noch unbewachsen, aber von unendlicher
Schönheit. „Gut Ding will Weile haben“, würde der
Ostfriese sagen. „Laat us man erst eben n’ Tass Tee drinken.“ Und dann, Richtung Osten fliegend, sehen wir sie alle vor uns: DIE PERLEN DER NORDSEE - DIE OSTFRIESISCHEN INSELN. Sieben Inseln, dem Festland so nah und doch so weit entfernt. Vier Minuten später sind wir auf Juist. Ein kleiner Gang zum nahe gelegenen Strand - ein frisches Bad in der Nordsee, wobei hier die Betonung auf „frisch“ liegt, und rein in den Flieger. Das Vertrauen in die Maschine wächst, am Piloten habe ich nicht einmal gezweifelt, das Fliegen in Seitenlage mit fast lotrechtem Blick - ein bisschen Übertreibung muss sein - auf Insel und Meer, lässt ein Kribbeln im Bauch frei werden, ein angenehmes Kribbeln, ein Rauschen im Kopf und ich denke: ich will mehr, fliegen ist das Größte!!!
Auf Norderney nimmt unser Pilot weitere flug-technische Vorbereitungen für den Flug nach Helgoland vor. Er gibt einen sogenannten „Flugplan“ auf, was bedeutet, dass wir auf dem Flug von Norderney nach Helgoland auf dem Radarschirm erfasst werden. Das macht Sinn, denn falls wir verloren gehen - sprich: vom Himmel fallen und in der Nordsee verschwinden - kann man unsere Position sofort bestimmen und entsprechende Rettungsmaßnahmen einleiten. Ich finde das beruhigend. Die Flugzeit nach Helgoland beträgt ca. 25 Minuten. Die Sicht aus 800 m Höhe gestaltet sich etwas schwierig. Unter uns sieht man weit und breit nur noch Wasser, und in Flughöhe ist die Luft äußerst diesig. Und dann ist endlich wieder Land in Sicht - nicht viel, nur ein roter Felsen mitten im Meer - Helgoland. Der Blick auf die kleine rote Insel mit ihrer kleinen weißen Nachbarinsel, welche die einfache Bezeichnung „Die Düne“ trägt, geben ein traumhaftes Bild ab. Wenn wir jetzt noch den Flughafen finden ... Auf der „Düne“ befindet sich eine winzig kleine, oder sollte ich sagen: eine handtuch-große Landebahn? Der Pilot setzt eine kurze und sanfte Landung hin. Ein bisschen erleichtert bin ich schon. Doch wenn ich die Rollbahn aus Bodennähe betrachte, hätte man durchaus noch ein paar Meter einsparen können. (Als mir dieser Gedanke durch den Kopf geht, habe ich noch nicht an den Rückflug gedacht.) Aber jetzt erst mal los! Mit einem kleinen Boot lassen wir uns auf die Hauptinsel Helgoland bringen. Die Überfahrt dauert nur ein paar Minuten, die See ist ein bisschen unruhig. Zwischen Düne und Helgoland liegen die Fähren aus Wilhelmshaven, Hamburg, Cuxhaven usw. vor Anker. Helgoland selbst hat keinen Hafen für diese großen Schiffe. Was jetzt nicht heißen soll, dass die Fährgäste nicht an Land können. Sie werden mit kleinen, aber hochsee-tauglichen Holzbooten von der Fähre abgeholt und zur Hauptinsel herüber gebracht. Einige dieser „boatpeople“ haben einen leichten Grünschimmer im Gesicht. Merkt man, dass ich den Flug gut überstanden habe? Mein Interesse gilt schon wieder anderen Mitmenschen. Wir haben gut sechs Stunden Aufenthalt. Nachdem wir nun die Hauptinsel Helgoland erreicht haben, befinden wir uns plötzlich im touristischen Trubel. City ist angesagt. Ein Geschäft reiht sich an das andere. Der Reiz, sich hier mit Spirituosen, Zigaretten, Parfums einzudecken ist groß, denn auf Helgoland kann man zollfrei einkaufen, allerdings nur in begrenztem Umfang. Der Zoll kontrolliert mit ziemlicher Sicherheit. Nun ja, wir suchen uns erst mal ein Restaurant: Mittagessen ist angesagt um danach den Gang über die Insel zur „Langen Anna“ in Angriff zu nehmen. Im Trott des Touristenstroms trödeln wir mit. Alle wollen nur eins: die „Lange Anna“ sehen. Wer nun glaubt, dass es sich bei der „Langen Anna“ um eine menschliche und noch dazu weibliche Attraktion handelt, der befindet sich auf dem Holzweg. Sie ist ein einzeln stehender Felsen, ein paar Meter von der Insel entfernt, Wind und Wellen ausgesetzt. Durch Schutzmauern, die man um sie herum ins Meer gebaut hat, versucht man diesen Felsen noch möglichst lange zu erhalten. Doch mittlerweile wird dies zu einem immensen Kostenproblem und man muss davon ausgehen, dass er durch Erosion in ferner Zeit zusammen bricht. Alles hat seine Zeit. Gegen drei Uhr am Nachmittag strömen die Touristen plötzlich in entgegen gesetzter Richtung wieder zurück, denn um vier Uhr legen fast alle Fähren wieder ab. Und damit wird es ruhig auf der Insel. Wir haben noch Zeit und schlendern gemächlich zurück in den Ort, ein bisschen zollfrei einkaufen, ein bisschen in der Sonne sitzen und dann wieder zurück auf „Die Düne“. Hier entscheiden wir uns im letzten Moment noch das Dünenrestaurant auf zu suchen. Es liegt mitten in den Dünen mit Blick auf das Meer. Hier lässt es sich aushalten. Sonne, Wind und Wasser, ein kühles Bier, Seele baumeln lassen. Gegen halb sechs geht’s zurück zum Flugplatz, nichts böses ahnend am Zoll vorbei, weil wir ja im ordnungsgemäßen Rahmen eingekauft haben. Doch die Rechnung haben wir ohne den Zollbeamten gemacht, der uns erreicht, bevor wir auch nur einen Teil einladen können. Den Wortlaut möchte ich hier nicht wieder geben. Auf jeden Fall war Taschenkontrolle angesagt. Nachdem
ich wieder auf meinen Sitzplatz befinde, voller Erwartung auf den Rückflug,
wird mir plötzlich die doch extrem kurze Rollbahn bewusst. Ist sie
vielleicht doch ein bisschen zu kurz geraten??? Ein paar Meter vor uns
liegt schon der schmale Dünengürtel - und dann nur noch Wasser.
Mein Vordermann erhält vom Piloten die Anweisung mit seinem Sitz
möglichst weit nach vorn zu rutschen, damit das Hinterteil des Fliegers
hoch kommt. Naja, das kann ja heiter werden. Ziemlich angespannt sitze
ich hinten, als die Maschine Anlauf nimmt. Ich zwinge mich dazu, mein
Denken kurzfristig einzustellen. Und ... wir streifen keine einzige Düne,
aber das Meer ist auch nicht weit entfernt. Die nächsten zehn Minuten
will ich nicht hinunter schauen. Ich tue es aber doch. So langsam schalte
ich mein Hirn wieder ein. Es dauert auch nicht lange und Wangerooge kommt
in Sichtweite. Nördlich von Wangerooge liegen unter uns die großen
Frachter und Tanker vor Anker. Hier befindet sich der Knotenpunkt für
die Einfahrt in die Wasserwege Jade, Weser und Elbe. Und jetzt die Füße hoch legen ... Text: Heide Schindelasch
Übersichsplan
des Fluges über Ostfriesland, Friesland, Ammerland und die ostfriesischen
Inseln |
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Aktivurlaub
mit
Rainer
Boedecker |