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Ein Auszug aus dem Programmheft zur Festwoche anläßlich des
Oldersumer Religionsgesprächs im Juni 1526

So soll die Oldersumer Kirche um 1850 ausgesehen haben
(Nds. Staatsarchiv Aurich Rep. 244/B 2892)
Das Oldersumer Religionsgespräch im Juni 1526

Als Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Tür der Schloßkirche zu Wittenberg anschlug und zu einer öffentlichen Auseinandersetzung aufforderte, hatte dies weitreichende Folgen auch in Ostfriesland.

Die reformatorische Lehre wurde in Oldersum relativ früh angenommen. Bereits 1519, im gleichen Jahr wie Hinrich Brun in Aurich, soll Henricus Arnoldi in Oldersum Gottesdienst nach dem "evangelischen" Bekenntnis gehalten haben. Das war sicher nur mit Unterstützung des Oldersumer Häuptlings möglich.

Ein besonderer Förderer der Reformation war Junker Ulrich von Dornum (1465/66 - 1536), durch Heirat mit Essa von Oldersum im Jahre 1494 Mithäuptling von Oldersum. Essa von Oldersum starb bereits 1515. Da ihre Ehe kinderlos geblieben war, fiel ihr Erbe nach Recht und Vertrag an das Haus Oldersum zurück. Ulrich heiratete 1519 in zweiter Ehe Hyma von Grimersum.

Junker Ulrich initiierte und organisierte das Oldersumer Religionsgespräch im Juni 1526 in der Oldersumer Kirche.

Daran nahmen maßgeblich teil:

Von katholischer Seite:
Dr. Laurentius, Prior des Jakobiner-Klosters Groningen und Reynard Münter sowie Pastoren aus Jemgum, Hatzum und Ditzum (u.a.)

Von protestantischer Seite:
Junker Hero zu Oldersum und Gödens ( Sohn des Häuptlings Hicko). Magister Jürgen Aportanus aus Emden, die Pastoren Henricus Arnoldi und Albert van Steenwyk aus Oldersum sowie Pastoren aus Norden, Pewsum, Leer und Petkum (u.a.)

Folgende Thesen wurden von katholischer Seite durch Dr. Laurentius vorgelegt:

1. Da wir Sünder sind, können wir nicht aus uns selbst vor Gott treten, um Gnade zu erlangen, sondern brauchen Mittler.
2. Wie Christus ein Mittler ist zwischen Gott und den Menschen, so ist Maria eine Mittlerin zwischen Christus und den Menschen.
3. Christus ist Richter, denn der Vater hat ihm das Gericht übergeben, darum brauchen wir Mittler zwischen uns und Christus.
4. Können wir denn allein durch den Glauben gerechtfertigt werden, ohne Zutat guter Werke?
5. Alte Bräuche. die seit vielen Jahrhunderten in der heiligen Kirche gegolten haben, soll man beibehalten.


Die Oldersumer Burg um 1580 von Nordwesten
(Nds. Staatsarchiv Aurich Rep. 244/B 2892)

Über das Oldersumer Religionsgespräch hat Ulrich von Dornum eine Dokumentation verfaßt "Disputation zu Oldersum in der Grafschaft Ostfriesland - gehalten kurz nach Viti zwischen D. Laurenz, Jacobit aus Groningen und Magister Jürgen Aportanus, evangelischer Pastor zu Emden, in Sachen des christlichen Glaubens. Mit Belegen und Beispielen. Schön und nützlich zu lesen".

Junker Ulrich von Dornum schreibt in der Vorrede:

"An den christlichen Leser.
Meinen christlichen Brüdern insgemein wird es recht sein, wenn ich als grober Laie allen anderen Laien in deutscher Sprache schreibe, bleibe aber im übrigen bei der Weise üblicher Disputation.
Obwohl ich einige Worte zum besseren Verständnis von mir aus habe zusetzen müssen, lasse ich doch die Äußerung eines jeden als Ganzes unverändert stehen. Wenn ich aber den Doktor und seinen Gesellen (5. c. Dr. Laurentius und Reynart Münter) so heftig anfalle und fasse beide am Schopf und drehe sie um und um, wie die großen Dorfköter es mit den kleinen Kirmeskläffern zu tun pflegen, so muß man mir das nicht verübeln, denn es ist so Brauch in der Heiligen Schrift, und Christus sowohl wie Johannes der Täufer und Paulus, alle Apostel und Propheten, sind nicht anders verfahren mit hartnäckigen, halsstarrigen und verknöcherten Gesellen. Ich schlage absichtlich kräftig mit dem großen Vorhammer auf den stählernen Amboß, damit ich um so süßeren und lauteren Widerhall in meinen Ohren vernehme. Sollte ich diesen helleren Klang wirklich wahrnehmen, so will ich diese Zeilen für ungeschrieben und nicht anders als von mir widerrufen ansehen. Und wenn ich dann meinem Herrn Doktor Ehre, Liebe, Wertschätzung und alles andere Gute erzeigen kann, so bin ich dazu nach meinem Vermögen von Herzen bereit.
Gott füge es zum besten, dem ich euch hiermit befehle".

 


Die Handschrift des Junkers Ulrich van Dornum

Seine Niederschrift der Oldersumer Disputation wurde noch in demselben Jahr gedruckt bei Nikolaus Schirlentz in Wittenberg (abgedruckt in "Junker Ulrich von Domum - ein Häuptlingsleben in der Zeitwende nebst dem Oldersumer Religionsgespräch als Beitrag zur Geschichte der Frühreformation in Ostfriesland" von Dr. phil. Gerhard D. Ohling, Aurich 1955 / Druck: Gerhard Rautenberg, Leer)

Das Oldersumer Religionsgespräch und seine gedruckte Dokumentation haben sicherlich entscheidend zur weiten Verbreitung und zur schnellen Durchsetzung der Reformation in Ostfriesland beigetragen.

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