Wurten
- Warfen - Siedlungsform in den Altmarschgebieten
Auf
OstFrieslands Altmarschgebieten finden Sie viele Wurtendörfer.
Vorgeschichtliche Flachsiedlungen wurden mit dem Ansteigen des Meeresspiegels
schichtweise mit Marschenklei aufgehöht und flächenmäßig
vergrößert. Das unter NN liegende Sietland blieb weitgehend
unbesiedelt.
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Eine
Anzahl von Wurtendörfern haben auch nach der Errichtung fester
Deiche ihre alte Form beibehalten. Musterbeispiele für diese
Siedlungsstruktur sind die beiden Ortschaften
Rysum (westlich von Emden) und Ziallerns (nördlich
von Jever).
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Die Wurt Ziallerns bot ursprünglich für 8 Bauernhöfe Platz,
von denen heute noch 4 Höfe auf der Ostseite zu sehen sind. Die Höfe
der Westseite wurden bis zum 19. Jahrhundert durch Wohnbauten einer nicht
bäuerlichen Bevölkerung ersetzt, so dass die verbliebenen Bauernhöfe
durch die kleinen Handwerksbetriebe und Gemischtwarengeschäfte versorgt
werden konnten.
Im 19. Jahrhundert gab es noch eine Brauerei, einen Schmied, einen Gastwirt,
einen Schumacher, Weber und Zimmerleute. Um die ganze Wurt zieht sich
eine äußere Ringstraße. Konzentrisch dazu verläuft
ein innerer Weg um die Wurtmitte. Dazu verlaufen mehrere meist schmale
Wege radial von der Wurtmitte zum Wurtfuß und setzen sich
zum Teil in den Feldwegen der Flur fort.
Auf der Wurt ist noch eine ehemalige Süßwasserstelle erhalten.
Früher wurde hieraus das Trinkwasser geschöpft.
1937
wurde die Wurt unter Landschaftsschutz gestellt. Das ehemalige Arbeiterhaus
Garlichs
ist renoviert worden. Hier ist ein interessanter Informationsraum mit
Schautafeln eingerichtet. Geöffnet ist am Dienstag und Donnerstag
von 15 bis 17 Uhr.
südliche Krummhörn (bei Emden) |
as Wurtendorf Rysum hat einen Durchmesser
von 400 m und eine Höhe von 6 m NN und ist ca 14 ha groß.
Wie die meisten Wurten der Krummhörn wurde auch Rysum an den
hoch aufgelandeten Ufer von Campen und Sielmönken angelegt.
Mittelpunkt ist die Kirche mit einem Fething, in dem das einst lebensnotwendige
Regenwasser gesammelt wurde. 1872 waren im Dorf noch 15 Bauernhöfe
ansässig, die konzentrisch um die Kirche lagen.
Sie
waren durch Ringstraßen miteinander verbunden. Auch hier gab
es rechtwinklig davon verlaufende Radialwege, die sternförmig
in die Feldmark führten. Die
nichtbäuerliche Schicht nahm im lf. der Zeit stark zu. |
Groothusen
in der Krummhörn, Langwurtendorf aus dem Mittelalter
aus: Ostfriesische Landschaft, Ostfriesland, Führer zu archöologischen
Denkmälern in Deutschland, Nr. 35; S. 121; Theiss Verlag
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Groothusen
ist eines der Langwurtendörfer, die im frühen Mittelalter
an Nordseebuchten oder Meeresarmen entstanden und als Seehandelsplätze
fungierten. Die Orte wurden ca. im 8. Jh. von friesischen Bauernkaufleuten,
die Seehandel betrieben, angelegt. Bezeichnend für die Siedlungsform
ist die auf der Westseite des Ortes liegende Kirche (ca. 13. Jh.).
Auf Langwurten verlaufen die Dorfstraßen von der Kirche
zum anderen Ende der Wurt.
Groothusen
gehört wahrscheinlich zu den ältesten Wohnplätzen
in der Krummhörn. Neben Groothusen finden wir weitere Langwurtendörfer
in Grimmersum (Krummhörn), Jemgum und Hatzum (Rheiderland),
Ortskern von Oldersum (Moormerland) und Nesse (Norder Marsch).
Spätmittelalterlichen
Ursprungs sind die Burgen, die an der Ostseite der Langwurten
der Krummhörn gebaut wurden. |
Die
Straßen ist beidseitig eng mit Häusern bebaut, deren
Giebel zur Dorfstraße gewandt sind. Die Bewohner verdienten
ihren Lebensunterhalt vorwiegend mit Handwerksarbeiten, Dienstleistungen
und als bäuerliche Arbeiter. |
Die
Händler der Orte versorgten das Hinterland Ostfrieslands
mit Produkten des Fernhandels und veräußerten heimische
Produkte auf dem Seeweg. Friesische Wanderkaufleute stapelten
hier ihre Waren und fanden bei längeren Aufenthalten im Ort Unterkunft.
Nach
der Bedeichung im 13. Jahrhundert hat Groothusen seine Bedeutung
als Handelsplatz verloren.
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aus: KV-plan: Ortsplan mit
Rad- und Wanderwegen, Krummhörn; Maßstab 1:7500 und
1:25.000
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Dorfstraße
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Als
nordwestlicher Abschluss des langgestreckten Warfdorfes steht
die Kirche mit dem massigen Kirchturm. Die Glocke stammt aus dem
Jahre 1526. Der aus dem Jahre 1590 in Blaustein gehaltene Grabstein
der Adda von Meckenborg, Herrin von Groothusen, gilt neben weiteren
sehenswerten Grabplatten und das von Gert Klinghe 1454 gegossene
bronzene Taufbecken als Bereicherung der alten Kirche. Drei Burgen,
die Oster-, Middel- und Westerburg gehörten früher zum Dorfbild
Groothusens. Im 15. Jahrhundert wurde die Osterburg
als Herrenhaus wieder aufgebaut, das zur Zeit von den Nachfahren
der van Wingene bewohnt wird. |
Im
Ort selbst stehen zahlreiche kleine sehenswerte Friesenhäuser,
die zum Teil unter Denkmalschutz stehen. Zu den historischen Prunkstücken
gehört das aufwendig renovierte Swanenhuus (Gulfhof) aus
dem Jahre 1834 sowie das "Oma Elske" Landarbeiterhaus
aus dem Jahr 1840.
Einige
dieser Häuser (u. a. das "Oma Elske" Landarbeiterhaus)
werden als Ferienhäuser vermietet. |
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