Hauptsächlich befuhren die in Großefehn beheimateten Schiffe die europäischen Küstengewässer, aber auch größere Reisen, besondern nach Südamerika, waren keine Seltenheit.
All das hatte zur Folge, dass gutes seemännisches Personal gesucht war, besonders aber Schiffsführer. Es bestand zwar kein Zwang zur Erwerbung der erforderlichen Patente, aber die Reeder bevorzugten doch Schiffsführer, die Erfahrungen besaßen und die Zeugnisse auf ordentlichen Seefahrtsschulen erworben hatten. Es steht fest, dass es im Bereich der Nordsee zu großen und ständigen Schiffsverlusten kam, die auf fehlende nautische Kenntnisse der Kapitäne zurückzuführen waren. Aus diesem Grunde wurde vielerorts versucht, entsprechende Schulen einzurichten. Nautische Vereine und auch Reeder machten sich für diese Sache stark. Die erste Schule wurde 1782 durch Friedrich den Großen in Emden eingerichtet. 1840 kam die zweite Schule in Papenburg hinzu. Da wollten auch die Fehntjer nicht zurückstehen. Es kostete einige Mühe, Ärger und viel Durchhaltevermögen, um eine solche Schule zu eröffnen. Im Jahre 1846 war es soweit. Mit 25 Schülern wurde der Lehrbetrieb in der Navigationsschule Timmel aufgenommen, nachdem ein Jahr zuvor die Ablegung einer Prüfung für die Führung eines Schiffes zwingend vorgeschrieben worden war. Nur wer mindestens zwei Jahre Fahrenszeit als Steuermann hinter sich hat, 24 Jahre alt war, und die Prüfung erfolgreich abgelegt hatte, konnte noch Kapitän werden. Für die Abnahme wurden staatliche Kommissare ernannt. Wer nicht genügend Vorkenntnisse nachweisen konnte, musste eine Vorschule durchlaufen. Da die meisten Schiffe im Winter auflagen, wurden die Vorschulen im Winter abgehalten. Wer dann noch die Navigationsschule besuchte und die Prüfungen bestand, erhielt das Seesteuermannspaten. Es gab auch Schüler, die den Besuch der Schule wiederholten, um ihre Kenntnisse zu vervollständigen.
Ab 1870 wurden auch Patente für die kleine Fahrt erteilt. Im Jahre 1879 betrug das Schulgeld für einen neunmonatigen Lehrgang 36 Mark. Voraussetzungen für die Aufnahme war eine leserliche Handschrift, die Fähigkeit, sich in der deutschen Sprache mündlich und schriftlich verständlich auszudrücken sowie die Grundrechenarten mit gewöhnlichen Brücken, Dezimalbrüchen und Buchstaben zu kennen. Man musste außerdem mit Proportionen rechen und Quadratwurzeln ziehen können. |
Die vermittelten Kenntnisse waren gut, denn mit den Patenten der Navigationsschule in Timmel kreuzten Ostfriesen mit ihren Segelschiffen auf allen Weltmeeren. Der berühmteste Prüfling ist der als Kommandant der " Seeteufel " bekannte Felix Graf Luckner. Er erhielt in Timmel sein Zeugnis als Seesteuermann auf großer Fahrt.
Doch die Zeit der Dampfer, die von Wind und Wetter weniger abhängig waren
als ein Segelschiff, brach an und ließ sich nicht aufhalten. Ihre wirtschaftlichen
Vorteile verdrängten die stolzen Windjammer von den Weltmeeren. Zwangsläufig
kam damit auch das Ende der Navigationsschule in Timmel, die von den Fehntjern
schlicht Schipperschool genannt wurde. Sie musste ihren Betrieb einstellen.
aus: Großefehn, Erzählungen und Bilder aus der ältesten ostfriesischen Fehnkolonie und ihrer Umgebung, Heinrich Gronewold, Verkehrs- und heimatverein Großefehn e. v.
Wer sich für die Fehngeschichte im Allgemeinen
und die Schifffahrt interessiert, erhält hier viele Informationen. und
interessante alte Bilder.
Einige Fotos aus
dem Buch !
zu erhalten bei:
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Ostgroßefehn
Kanalstraße Nord 82
26629 Großefehn
Telefon: (04943) 920-292
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www.grossefehn.de
Heute befindet sich das Haus des Gastes in der Navigationsschule Timmel.