Der Autor über sein Stück:
Junker Ulrich von Dornum bekennt sich als einer der beiden Herren von
0ldersum in der frühen Zeit der Reformation sehr schnell zu Luthers
Lehren und veranstaltet im Jahre 1526 in der Kirche von Oldersum das
berühmte Oldersumer Religionsgespräch zwischen
Vertretern der neuen und der alten Lehre in Ostfriesland und den Niederlanden.
Darüber gibt es einen ausführlichen, theologischen Bericht,
den Ulrich vor 475 Jahren selber verfasst hat.
Im Oldersumer Religionsgespräch treten sich die beiden
Streithähne Junker Ulrich und Doktor Laurentius, katholischer
Prior aus Groningen an historischer Stätte gegenüber
und führen dort ein theologisches Streitgespräch über
5 Thesen. In diesen Thesen geht es um die Richtigkeit der neuen, protestantischen
Auslegung der Bibel.
In alter, humanistischer Manier betreiben nun neben Junker Ulrich
und Doktor Laurentius auch die gelehrten Helfer Magister Jürgen
Aportanus und Prädikant Henricus Amoldi für die protestantische
Seite und Reynart Münter für die katholische Seite eine hitzige
Disputation mit manchen sprachlichen und theologischen Spitzfindigkeiten.
Der Wortstreit wird anfangs von den Groningern auf Latein d.h.
im Stück: auf Hochdeutsch geführt, nach energischem
Protest der Oldersumer aber dann doch auf Plattdeutsch. Immer wieder
aufgelockert werden die dürren Wortgefechte durch das teils naive,
teils volksnah und auch mütterlich betonte Eingreifen von Hyma,
der Ehefrau von Ulrich. Am Schluß bringt sie die Kontrahenten
sogar zusammen an ihren Küchentisch.
Vorher bedarf es aber eines Zeit-Tricks, nämlich der Versetzung
der Spieler und der Schlußszene in die Gegenwart des Jahres 2001,
um den theologischen und persönlichen Bruch aus der Reformationszeit
in eine zeitgemäße, ökumenische Teil-Harmonie zu führen:
Doktor Laurentius bietet Junker Ulrich eine 6. These an, die da lautet:
Dat giffi vandag meer glieke Gedanken rüschen Protestanten
un Katholiken as rüschen Christen un Nichtchristen. Junker
Ulrich nimmt, bei leichtem Druck seiner Ehefrau Hyma, dieses
nicht gerade historische, aber heute sehr zeitgemäße und
sicherlich auch christliche Friedensangebot an.
Das Stück De Glovens-Striet van Ollersum ist also
auf der einen Seite ein Erinnern an dat Johr 1526, auf der
anderen Seite aber auch eine humorvoll zwinkernde Verfremdung eines
schon fast vergessenen Streites zwischen Katholiken und Protestanten
in Ostfriesland und das mit den passenden Mitteln der plattdeutschen
Sprache aufgeführt.
Erhard Brüchert |