An 1+3 Orten treffen „angestammte“ auf vorübergehend eingeladene, „fremde“ Bilder und Bildwerke. Verschiedene Konzepte von Bildern im Kunst- und Kirchenzusammenhang werden sichtbar und in ihrer Unterschiedlichkeit diskutierbar. „Test it!“ lautet die Devise, die den Erfahrungsschatz von „Kunstgängern“ und „Kirchgängern“ erweitern wird. Zum Hintergrund: Bilder sind nicht nur Hauptdarsteller in den Räumen der Kunst - dem Museum, der Kunsthalle, der Galerie – sie spielen schon immer auch an ganz anderen Orten eine wesentliche Rolle – in den Kirchen. In dienende Zusammenhänge eingebunden, haben sie dort allerdings eine vorgegebene Aufgabe: Sie vermitteln das Heilige. Letztlich steht hinter jedem sakralen Bild der Anspruch, Gott nicht nur in seinem Wort zu hören, sondern auch zu sehen. „Wer mich sieht, sieht den Vater!“ (Joh 14, 9).
Mit diesem Jesuswort lässt sich die im Christentum heftig umstrittene Erlaubtheit der Christus-Ikone begründen. Ihre künstlerische Qualität ist damit allerdings nicht begründet. Das Urteil in Kunst-zusammenhängen erfolgt oft nach ganz anderen Kriterien. Schon Hegel bemerkte, dass oft „die am meisten religiös verehrten [Bilder], künstlerisch betrachtet, gerade die allerschlechtesten sind.“ In der Tat scheint heute die Innenausstattung mancher Kirche eher aus einschlägigen Katalogen kunstgewerblicher Anbieter zu stammen als aus Galerien zeitgenössischer Kunst. Die Ausstellung GOTT sehen fragt nach unterschiedlichen Ansprüchen an Bilder, von Seiten der Kunst und von Seiten der Kirche. Dazu präsentiert die Kunsthalle Wilhelmshaven Werke von acht zeit-genössischen Künstlern. Sie stellen im Kunstbetrieb eine anerkannte Größe dar und zeigen in ihren Bildarbeiten Motive der christlichen Bildwelt. Diese Arbeiten der oben genannten Künstler sind nicht für den kirchlichen Kontext geschaffen, sondern für den Kunstbetrieb. Dennoch bilden die Motive eine Schnittmenge, die es ermöglicht, Gemeinsamkeiten und Unterschieden in der Bildpraxis von Kirche und Kunst nachzuspüren. Damit es zu einem echten Austausch der Ansprüche kommen kann, werden die Bilder nicht nur am Ort der Kunst, in der Kunsthalle gezeigt, sondern auch in den Kirchen. Die Gemeinden sind Partner des Projektes: Sie tauschen ein Bild aus ihrem Gotteshaus mit einem Kunstwerk der Ausstellung. Das kirchliche Bild wird Teil der Ausstellung in der Kunsthalle. Für die Dauer der Ausstellung nutzt die Gemeinde das „neue Bild“. Dieses Vorgehen soll die Kommunikation der verschiedenen Besucher-gruppen in Kirche und Kunsthalle aktivieren. Schon vor und während der Ausstellung wird gemeinsam zu Gesprächen und Vorträgen eingeladen, die Gemeindezentren und Kunsthalle miteinander vernetzen. Die Kunsthalle Wilhelmshaven fragt mit der Ausstellung GOTT sehen nach der Möglichkeit des sakralen Bildes in der zeitgenössischen Kunst. Die Schau widmet sich nicht so sehr den „Spuren des Transzendenten in der Kunst unserer Zeit“ oder „religiösen Aspekten moderner Kunst“, sondern der Möglichkeit einer Versöhnung von kirchlicher und künstlerischer Qualität und den Schwierigkeiten, die diese aufwirft. Vielleicht stellt sich ja heraus, dass man Geistigkeit und Geistlichkeit nicht wirklich trennen kann. Die Chance des Projektes liegt in klareren Positionen: Was ist von der Kunst in Bezug auf die Kirchen zu erwarten? Was ist von den Kirchen in Bezug auf Kunst und Bilder zu erwarten?
Ein umfangreiches Katalogbuch wird zur Ausstellung erscheinen
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