Middels


Grundriss der Holzkirche sowie der Granitquaderkirche
Quelle: Hermann Haiduck, s. u.

Middels liegt am Nordostrand des ostfriesischen Geestrückens, recht weit von der Marsch entfernt, doch zwischen den im Mittelalter bedeutenden Ausläufern der Harlebucht und des Nordertiefs.

Schon im 8./9. Jh. befanden sich auf der heutigen Kirchstelle Gräberfelder. Im 10./12. Jh. stand dort eine Holzkirche.

Im Mittelalter befanden sich in OstFriesland ungewöhnlich viele Holzkirchen. Gebaut wurden sie im 10./11. Jh. und wurden bis ins 13. Jh. erneuert bzw. erhalten. Der Holzkirchengrundriss der Kirche in Middels aus dem späten 10. Jh. bildete einen Rechtecksaal mit etwas eingezogenem, gestrecktem Rechteckchor. Beide Raumteile hatten etwa die gleiche Länge: insgesamt 17 m. Die Breite betrug im östlichen Teil 4,20 m. Die erste Holzkirche wurde auf einer natürlichen Erhebung des Geländes errichtet.

 

Auf sich dort befindenden Gräbern wurden Heideplaggen von ca. 50 cm aufgetragen. Die Ränder wurden mit starken Findlingen befestigt, die gleichzeitig die Grundlage des Fundaments waren.


Bentheimer Taufstein; Mitte des 13 Jh.

 


Triumphkreuz (um 1480)


Orgel (1784-86) von H. J. Müller, Wittmund


Süd- und Ostseite der Kirche

Die Granitquaderkirche stammt aus dem frühen 13. Jh.. Der kleine Apsissaal der Quaderkirche stammt aus dem Anfang der Quaderbauweise in OstFriesland. Dafür sprechen die kleinen, mehr im mittleren Wandbereich angeordneten Fenster und im Inneren verwendete Backsteine. Es gibt nur wenige Fensterachsen.

An der Nordseite ist die noch fast vollständige romanische Form zu sehen. Dagegen ist die Südseite stark verändert und die Westwand vollständig erneuert. Die Apsis wurde um 1400 erneuert. Der Glockenturm wurde im 14 Jh. erbaut. Im Kircheninneren ist ein Bentheimer Taufstein aus der Mitte des 13 Jh., ein Triumphkreuz (um 1480) sowie eine Orgel (1784-86) von H. J. Müller, Wittmund zu finden.

vgl. Hermann Haiduck, Kirchenarchäologie, Beginn und Entwicklung des Kirchenbaues im Küstengebiet zwischen Ems- und Wesermündung bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts, Osfriesische Landschaft, Aurich, 1992, S 198 ff.

 


Funde und Datierung (Keramikdatierung) nach P. Schmid. Ergebnisse:

  • Die Datierung des Kirchhügelbaues nach dem Fund der frühen Art von Pingsdorf-Keramik ab der Zeit um 900.
  • Bestand und Vernichtung der Holzkirche Bau I durch Brand nach der gefundenen einheimischen Keramik, überwiegend von Schalen, und dem Fragment eines Pingsdorfgefäßes mit Wellenfuß im 10./11. Jahrhundert. Eine Datierung, die durch die 14C-Analyse von M. A. Geyh von verkohltem Getreide der Brandschicht mit dem Altersintervall 1010-1155 bestätigt wird.
  • Einordnung von Bau II im 12. Jahrhundert, danach möglicherweise noch die Errichtung einer weiteren Holzkirche.
  • Der Bau der Steinkirche erfolgte nach kunstgeschichtlichen Kriterien in der Zeit um 1200 bis Anfang 13. Jahrhundert.

    aus: Hermann Haiduck, Kirchenarchäologie, Beginn und Entwicklung des Kirchenbaues im Küstengebiet zwischen Ems- und Wesermündung bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts, Osfriesische Landschaft, Aurich, 1992, S 204

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