evangelisch-reformierte Kirche

Gandersum

Die Ursprünge der Gandersumer Kirche gehen wahrscheinlich auf die Zeit des Liudger (Ludger), erster Bischof von Münster, * Friesland um 742, † Billerbeck 26. 3. 809, zurück. Dieser gründete das Kloster Werden (heute zu Essen) und wurde von Karl dem Großen mit der Mission der Friesen und Sachsen beauftragt.

Liudger baute eine Kirche, um die etwa um das Jahr 800 die Stadt Leer entstand.

ev.-ref. Kirche Gandersum - auf der Warft

Nach Forschnugen des Leeraner Stadtarchivars Vogelsang von 1993 über den Missionar Luidger in Leer wird in alten Dokumenten des Klosters Werden ab ca. 930 "Gondrikeshem" angeführt.

Die Endsilbe "-hem" oder "-heim" ist wohl mit der früh-niederländischen Endsilbe "-om" und der niederdeutschen Endsilbe "-um" gleichzusetzen. Gandersum wird also schon früh urkundlich erwähnt als "Heim eines bedeutenden freien Herrn Gander oder Gunther", der der Abtei Werden einen Grundbesitz beim heutigen Gandersum vermacht hat.

Aufgrund der engen Verbundenheit der Ortschaft mit einem der namhaften Klöster der damaligen Zeit wird zumindest eine Kapelle als Filial der Muttergemeinde in Loga bestanden haben.

Die Warft mit dem Friedhof dürfte aus der frühen Zeit kurz nach der Christianisierung des Ortes stammen. Die Übernahme der katholischen Bestattungsriten setzt eine sichere Erdbestattung voraus. Angesichts der Uferlage des Ortes an der Ems ist dies nur auf einem künstlichen Hügel, also einer Warft, möglich ist.

Wetterhahn
Eingang Eingang
zum Innenraum
Wetterhahn
auf dem Dachreiter

Der Glockenturm ist an der Westseite angebaut, deutlich niedriger als die Firsthöhe der Kirche. Bei Arbeiten zur Sicherung des Fundamentes wurden keine Hinweise auf eine bauliche Ausdehnung des Langhauses in diese Richtung gefunden. Es scheint, als sei der Turm an der ursprünglichen Stelle erhalten.

Die älteste Gandersumer Glocke, die "Marienglocke", datiert von 1458. Sie wird dem Glockengießer Gherd Klinghes zugeschrieben und trägt folgende Umschrift: "ao dni mcccclviii maria ik hete in de ere vnser leve vrouwen bin ik laten gheten", es folgen Heiligennamen.

Kirchturm

1912 stellt die Gemeinde diese Glocke der Emder Kunst zur Verfügung. Eine weitere Glocke verkauft die Gemeinde zum Einschmelzen. Ebenfalls 1912 erwirbt man eine Glocke von der Gemeinde Borssum, die der Glockengießer Klas Garbrants 1774 gegossen hat.

Im Zuge der Renovierung der alten Borssumer Kirche wollte man dort die seinerzeit an Gandersum verkaufte Glocke wieder aufhängen. Im Jahr 2000 wurde im Westerwald eine neue Glocke gegossen, die folgende Umschrift trägt: "Ick wur goten för de Gemeen Gannersum in't Johr 2000 för de 1913 von de Gemeen Borssum köffte un nu torüggeben Klock".

auf der Warft

Rückansicht

Die Kirche zeigt vor allem durch den grundlegenden Wiederaufbau von 1958 bis 1962 wenig von ihrem ursprünglichen Charakter. Am Ostgiebel soll sich ein Chorraum / eine Apsis befunden haben, wo bis 1775 die Prediger der Gemeinde beigesetzt wurden, aber schon vor 1780 ist dieser Chor abgebrochen worden.

An den Seitenwänden sollen sich mehrere Nischen befunden haben. Ob diese Heiligenbilder oder vielleicht Votivtafeln - wie bei einer Marienkirche sicher zu erwarten - enthielten, läßt sich heute nicht mehr klären.

Dachreiter

1938 wurde die jetzige Orgel in Gandersum aufgestellt. Als die Kirche ab 1938 nicht mehr zu nutzen war, wurde die Orgel nach Emden ausgelagert. Bis zum Wiederaufbau der Gandersumer Kirche tat sie ihren Dienst in der Schweizer Kirche.

1962 kam die Orgel wieder zurück in die Gandersumer Kirche. Sie wurde in den Jahren 1990/91 in Winschoten von den Orgelbauern van der Putten / Veger grundlegend restauriert.

Dabei wurde festgestellt, daß es sich hier nicht um einen Neubau handelt, sondern um ein sehr viel älteres Instrument, als Hausorgel unter Verwendung noch älterer Teile im 18. Jahrhundert gebaut.

Orgel

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Textpassagen aus der Broschüre der Kirche in Gandersum, gekürzt und bearbeitet von
Gerd Harms-Niepel

Fotos und Erstellung der Seiten:
Gerd Harms-Niepel

Für die freundliche Unterstützung bei der Realisierung dieser Webseite, insbesondere die Erlaubnis, die Texte der Gandersumer Kirchenbroschüre zu nutzen, danke ich ganz herzlich Herrn Faßbender, Pastor in Gandersum und Tergast.
ghn