Groothusen und Grimersum - Krummhörn,
Langwurtendorf aus dem Mittelalter

aus: Ostfriesische Landschaft, Ostfriesland, Führer zu archöologischen Denkmälern in Deutschland, Nr. 35; S. 121; Theiss Verlag

Groothusen ist eines der Langwurtendörfer, die im frühen Mittelalter an Nordseebuchten oder Meeresarmen entstanden und als Seehandelsplätze fungierten. Die Orte wurden ca. im 8. Jh. von friesischen Bauernkaufleuten, die Seehandel betrieben, angelegt. Bezeichnend für die Siedlungsform ist die auf der Westseite des Ortes liegende Kirche (ca. 13. Jh.). Auf Langwurten verlaufen die Dorfstraßen von der Kirche zum anderen Ende der Wurt.

Groothusen gehört wahrscheinlich zu den ältesten Wohnplätzen in der Krummhörn. Neben Groothusen finden wir weitere Langwurtendörfer in Grimersum (Krummhörn), Jemgum und Hatzum (Rheiderland), Ortskern von Oldersum (Moormerland) und Nesse (Norder Marsch).

Spätmittelalterlichen Ursprungs sind die Burgen, die an der Ostseite der Langwurten der Krummhörn gebaut wurden.


Dorfstraße


a

Die Straßen ist beidseitig eng mit Häusern bebaut, deren Giebel zur Dorfstraße gewandt sind. Die Bewohner verdienten ihren Lebensunterhalt vorwiegend mit Handwerksarbeiten, Dienstleistungen und als bäuerliche Arbeiter.

Die Händler der Orte versorgten das Hinterland Ostfrieslands mit Produkten des Fernhandels und veräußerten heimische Produkte auf dem Seeweg. Friesische Wanderkaufleute stapelten hier ihre Waren und fanden bei längeren Aufenthalten im Ort Unterkunft.

Nach der Bedeichung im 13. Jahrhundert hat Groothusen seine Bedeutung als Handelsplatz verloren.

 


aus: KV-plan: Ortsplan mit Rad- und Wanderwegen, Krummhörn; Maßstab 1:7500 und 1:25.000

 

 

Als nordwestlicher Abschluss des langgestreckten Warfdorfes steht die Kirche mit dem massigen Kirchturm. Die Glocke stammt aus dem Jahre 1526. Der aus dem Jahre 1590 in Blaustein gehaltene Grabstein der Adda von Meckenborg, Herrin von Groothusen, gilt neben weiteren sehenswerten Grabplatten und das von Gert Klinghe 1454 gegossene bronzene Taufbecken als Bereicherung der alten Kirche. Drei Burgen, die Oster-, Middel- und Westerburg gehörten früher zum Dorfbild Groothusens. Im 15. Jahrhundert wurde die Osterburg als Herrenhaus wieder aufgebaut, das von den Nachfahren der van Wingene (Familie Kempe) bewirtschaftet wird.

Im Ort selbst stehen zahlreiche kleine sehenswerte Friesenhäuser, die zum Teil unter Denkmalschutz stehen. Zu den historischen Prunkstücken gehört das aufwendig renovierte Swanenhuus (Gulfhof) aus dem Jahre 1834

Swanenhuus, Groothusen
Swanenhuus, Groothusen

 

sowie das "Oma Elske" Landarbeiterhaus aus dem Jahr 1840.

Einige dieser Häuser (u. a. das "Swanenhuus" Gulfhof und das "Oma Elske" Landarbeiterhaus) werden als Ferienhäuser vermietet.


Oms Elske Landarbeiterhaus

 

Grimersum in der Krummhörn, Langwurtendorf aus dem Mittelalter

Auch Grimmersum gehört zu den Langwurtendörfern, die im fühen Mittelalter an den Ufern von Meerenbuchten bzw. -armen lagen und als Handelsplätze für den Seehandel fungierten. Auf dem rechten Foto ist die Siedlungsstruktur der Langwurt in Grimersum ebenfalls deutlich erkennbar. Auf dem Foto steht ein altes Landarbeiterhaus, das umfangreich restauriert und renoviert wurde. Die Kirche am Westende Grimersums auf einer Kirchwurt gelegen prägt das gesamte Dorfbild. Es handelt sich um eine Recheckeinraumkirche aus dem späten 13 Jh. mit einer schmuckreichen Ostfassade.

Auch in Grimersum gab es eine Osterburg und eine Westerburg. Sie gehörten der alten ostfriesischen Häuptlingsfamilie Beninga. Die Burg am Ostende des Dorfes wurde erst im späten Mittelalter gebaut. Nachdem sie im 15 Jh. zerstört wurde, errichteten die Beningas eine großzügige vierflügelige neue Buranlage. Gegen Ende des 19. Jh. verfiel die Burg vollständig. Reste sind heute noch zu erkennen.


Kirche in Grimersum


Dorfstraße auf der Langwurt
mit altem Landarbeiterhaus - Grimersum

Backsteinkirche Grimersum
"Die feingliedrige Architektur paariger Blendfelder vergbindet sich mit dem verbreitetem Motiv der Dreifenstergruppe und dem Rautenmuster in der Giebelspitze zu einer schmuckreichen Fassade. Wandverstärkungen und Streb epfeiler bilden ein neues Element in der Architektur des späten 13. Jahrhunderts, das gotische Auffassung widerspiegeln."

aus: Haiduck, Hermann, Die Architektur der mittelalterlichen Kirchen im ostfriesischen Küstenraum, Verlag Ostfriesische Landschaft 1986, S. 134