Wahrscheinlich
stand schon im zehnten Jahrhundert auf dem Platz des jetzigen Gotteshauses
- einer natürlichen Sanderhebung am Rand zum Überflutungsgebiet
- eine aus Balken gefertigte Kirche. Nachdem ein Brand das Gebäude
dahinraffte, wurde das Gelände erhöht und eine neue Kirche in
Pfostenbauweise mit dazwischenliegenden Schwellbalken errichtet. Grabungen
haben ergeben, dass ein rechteckiger Saal Mittelpunkt war, dem ein quadratischer
Chorraum angefügt wurde. Ein erneuter Brand im zwölften Jahrhundert
war dann Anlass ein Steinhaus nach nochmaliger Aufschüttung des Geländes
zu errichten.
Die
fundamentalen Maße dürften bis heute mit 21,90 m mal 11,10
m unverändert geblieben sein. Wie auch bei Nachbarkirchen, bestand
das Mauerwerk aus grobgehauenen Granitquadern. Das vor Ort vorhandene
Rohmaterial war eine Hinterlassenschaft der großen Eiszeiten.
Genau in den Mitten der Nord- und Südseiten befanden sich die rundbogigen
Eingangstüren. Nachdem im Jahre 1829 der noch jetzt benutzte Westeingang
erstellt wurde, mauerte man die seit der vorletzten großen Renovierung
wieder sichtbar gemachten Seiteneingänge zu.
Deutlich sichtbar sind die Abrechkanten des ehemals vorhandenen Chorraumes
an der Ostseite der Kirche. Die im Jahre 1974 durchgeführte Grabung
ergab, dass das Kirchenschiff ursprünglich ca. drei Meter länger
war und mit einer nicht eingezogenen Apsis abschloß. Diese Bauform
ist einzigartig für die gesamte ostfriesische Halbinsel. Am Ende
des sechzehnten Jahrhunderts wurde das Kirchengebäude von einem Blitz
getroffen und infolge des Brandes schwer beschädigt.
Bei dem
Wiederaufbau der Kirche wurden die Quadersteine zum Großteil durch
Backsteine ersetzt. Vermutlich wegen fehlender Geldmittel wurde der ursprüngliche
Anbau mit der Apsis nicht wiedererrichtet.
Etwa fünfzehn Meter westlich der Kirche steht der 1666 fertiggestellte
eigenwillige Glockenturm, der das Wahrzeichen von Etzel geworden ist.
Da in den Jahren 1596/97 zwei Glocken für die Kirchengemeinde Etzel
gegossen wurden, muss an gleicher Stelle schon ein Glockenhaus existent
gewesen sein. Ungefähr zweihundert Jahre später wurden die Glocken
umgegossen. Im ersten Weltkrieg wurde die größere Glocke für
Volk und Kaiser ausgebaut und für wenig friedliche Dinge umgenutzt.
Bis zum heutigen Tage ist es uns Etzelern nicht gelungen, hierfür
einen Ersatz zu finanzieren.
Die Wetterfahne
zeigt das Wappen der Inemas, einem mit ausgebreiteten Flügeln und
rechtsgewendeten Kopf dargestellten Adler.
Die Innenaustattung der Kirche ist für dörfliche Verhältnisse
reichhaltig und harmonisch. Zweifellos bildet der Altar den Mittelpunkt
des Innenraumes. Aufgrund eines Vermächtnisses eines Etzeler Bürgers
wurde die Auftragsvergabe zur Erstellung des Altars möglich. Nach
dreijähriger Arbeit konnte der Auricher Tischlermeister Andreas Schnörwangen
den Altar an die Kirchengemeinde ausliefern. Aus Holzschnitzarbeiten sind
fünf Szenen aus dem neuen Testament abgebildet. Im unteren Teil ist
die Geburt Jesus in Form der bekannten Krippen dargestellt. Das Hauptbild
zeigt das Abendmahl. Darüber ist die Kreuzigung dargestellt. Abgerundet
wird das Gesamtbild mit der Darstellung der Himmelfahrt und dem Bildnis
Jesus als Weltherrscher.
Die Kanzel von 1712 stammt ebenfalls aus der Werkstatt von Schnörwangen
und war ein Geschenk eines Etzeler Bauern. An der Kanzel befinden sich
die holzgeschnitzten Figuren der vier Evangelisten und unter dem Pult
die Abbildung des Apostels Paulus. Der verzierte Schalldeckel endet wieder
mit der symbolischen Darstellung der Weltherrschaft.
.
Das heute
noch benutzte Taufbecken ist ein Geschenk des ehemals in Amsterdam lebenden
Etzeler Naturforschers und Apothekers Albert
Seba. Das handgemalte Holzgehäuse ziert ein kunstvoll
gefertigter Messingdeckel. Ein älterer Taufstein aus Granit stammt
aus der Gründungszeit der Gemeinde und befindet sich in einer Maueraussparung
der Ostseite neben dem Altar.
Von
Seba
wurden zudem zwei große Gemäldetafeln seiner
Heimatgemeinde vererbt. Auf den Tafeln sind die Taufe Jesus durch Johannes
und das Gespräch Jesus mit Nicodemus dargestellt. Die Schenkungen
von Seba stammen aus dem Jahre 1713.
Die mittlerweile wieder renovierungsbedürftige Orgel wurde erst 1864
geliefert und eingebaut. Bis zu diesem Zeitpunkt oblag es dem Küster
als Vorsänger den choralen Ablauf des Gottesdienstes zu leiten.
An der Nordseite des Kirchenschiffes ist das alte Altarbild, dem Vorgänger
des jetzigen Altars angebracht. Trotz Widerstände von pastoraler
Seite, wurden ebenfalls an der Nordseite die Tafeln zum Gedenken an die
Gefallenen der beiden Weltkriege angebracht. Drei Messingkronleuchter
stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Anmerkungen:
Die Etzeler
Kirchengemeinde ist Glied der evangelisch-lutherischen Landeskirche und
gehörte bis zur Reformation der römisch-katholischen Kirche
an.
Die
Schenkungen von Seba wurden per Schiff bis zum Jadehafen Ellens und dann
mit einem kleineren Schiff auf der Maade bis zur Mönkebrücke
verfrachtet. Von dort ging es mit Pferd und Wagen zur Kirche.
Der
Mauermann Lorenz Rauscher wurde im Jahre 1749 für seine Renovierungs-arbeiten
mit vier Kannen Genever, einem Faß Bier und 33 Thalern bezahlt.
Einen
gravierenden Einschnitt gab es 1968: Nach einer tausendjährigen Ge-schichte
wurde die Pfarrstelle Etzel aufgehoben und mit der Nachbargemeinde Marx
vereinigt.
Grabstein
von 1606
Vorgängeraltar
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(c)
Hartwig Conrads, Etzel
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