Route
I
Ratsdelft-Falderndelft-Kesselschleuse-Emder Stadtgräben-Wasserturm-Kunsthalle-Kesselschleuse-zurück
zum Ratsdelft
Tour I startet an den Delfttreppen.
An der Promenade, die um den alten Binnenhafen führt, liegt das 18 Jahre nach dem Krieg wieder aufgebaute Hafentor aus der Barockzeit. Es wurde 1635 von Martin Faber, einem E. Baumeister, entworfen.
Im 17. Jahrhundert legten hier die Schiffe an, um ihren Zoll zu bezahlen. Der Spruch:"Gott ist Emdens Brücke, Hafen und Segelwind" ist auf dem Bogenfries in Latein zu lesen. Die Bronzestatue des Fischermädchens "Jantje Vis" am Treppenaufgang der Promenade erinnert an E. Vergangenheit als Fischereistandort.
Von der Promenade fällt der Blick auf das imposante Rathaus, das heute u.a. als Rüstkammer etc. genutzt wird. Das ursprüngl. Rathaus, ein schönes Renaissance-Gebäude von 1576, wurde beim Angriff im Sept. 44 vollkommen zerstört. Auf seinen alten Fundamenten entstand der heutige Bau, stark angelehnt an das alte Gebäude. Seit 1962 wird es als Museum genutzt. Hier sind Gegenstände aus E. und ostfriesischer Stadtgeschichte zu besichtigen. Die Rüstkammer zeigt die größte stadteigene Waffensammlung Deutschlands. Die "Amunthon", eine Münze der ersten Prägung mit dem Stadtnamen E. aus dem Mittelalter gehört ebenso zu den Schätzen der Rüstkammer,sowie eine 2000 Jahre alte Moorleiche aus Aurich. |
In der Mauer der Promenade ist das E. Wappen zu sehen, das "Engelke up de Mür" Der "Engel" ist als Fabelwesen dargestellt und die Mauer weist auf die Emsmauer hin, die die Stadt über Jahrhunderte hinweg vor dem Wasser schützte.
Im Hafen liegen 3 historische Schiffe: der Seenotrettungskreuzer "Georg Breusing" , der in 30 Dienstjahren Menschen von der Insel Borkum aus, das Leben gerettet hat.
Das Feuerschiff "Deutsche Bucht -Amrumbank" (der Name des Schiffes stammt von seiner ersten Station bei der Insel Amrum) mit der ältesten, noch funktionierenden Feuerschiffsmaschine Europas und der Heringslogger "AE 7 - Stadt Emden" als lebendige Erinnerung an die E. Heringsfischerei vor 30 Jahren . Alle 3 Schiffe können besichtigt werden. Auf dem Feuerschiff befinden sich neben dem kleinen Museum auch ein Restaurant (mit Außenplätzen !) sowie ein Trauzimmer im Kapitänssalon.
Bevor man aus dem Ratsdelft in das Falderndelft einbiegt, muß man eine kleine Landzunge, die "Schreyers Hoek" genannt wird, umfahren. Hier haben früher die Seemannsfrauen ihren Männern beim Verlassen des Hafens zum Abschied tränenüberströmt - einige werden wohl auch froh gewesen sein - nachgewunken. Auf der Landseite des Falderndelfts stehen 2 Kanonen aus dem 17. Jahrhundert aus der 40 Jahre dauernde Epoche der brandenburgisch-afrikanischen Kolonisation.
Ein Stück weiter fallen 2 interessante Gebäude ins Auge: das Niedersächsische Hafenamt Ems-Dollart, um die Jahrhundertwende mit viel Liebe zum Detail im neogotischen Stil erbaut . Über den halbrunden Fenstern sind Seehunde und Seepferdchen zu entdecken.
Jetzt zeigt sich E. von seiner idyllischen Seite. Wir sehen die Wallanlagen, ein fast 400 Jahre altes "Naturdenkmal". Nach den Plänen eines niederländischen Ing. hatte der Festungsbauer Hans E. Piloot einen Wall so großzügig um die Stadt herumgeführt, dass innerhalb der schützenden Wallgrenzen lange ausreichend Bauland zur Verfügung stand. Eine Luftaufnahme läßt ein regelmäßiges System von 8 Verbindungswällen erkennen (ursprüngl. 10). Der Wall hatte in den Jahrhunderten viele Funktionen: E. konnte nicht erobert werden, weil es durch den Wall mit einem doppelten, 36m breiten Grabensystem geschützt wurde. Die Stadt wurde von hier mit Kanonen verteidigt.
Hier standen auch die Bockwind-Mühlen. In Zeiten der Belagerung garantierten sie die Versorgung der Einwohner.In der Nähe des Roten Siels an der kleinen Wallbrücke steht das Gödenser Haus. Dieses Gebäude war einst Kaserne, Eichamt, Amtsgericht, Adelssitz und sogar Zuchthaus. Heute ist es ein Studentenwohnheim. Erhalten geblieben ist von dem 1551 gebauten Häuptlingshaus die Barocktreppe zum oberen Stockwerk des Hauses und das Allianzwappen der einstigen Besitzer, der Familien Gödens und Fridag, zu sehen über dem großen Renaissance-Portal auf der Rückseite des Hauses.
Vor uns liegt nun die Kesselschleuse, eine 4-Kammer-Schleuse mit einem 33 Meter großen Kesseldurchmesser, in dem Schiffe wenden können. Die Kesselschleuse ist in ihrer Art einmalig in Europa. 1885 gebaut, verbindet sie den Ems-Jade-Kanal, das Falderndelft, den Hafen, das Fehntjer Tief und den Stadtgräben. Die Schleuse überwindet zwischen dem Kanal und den beiden anderen Wasserläufen einen Höhenunterschied von bis zu 2,50 m. Etwas weiter auf dem Wall (der 7. Zwinger) ist der Stumpf der Roten Mühle zu sehen. An dieser markanten Stelle hat früher eine der Bockwind-Mühlen gestanden. Im 18. Jahrhundert wurde hier eine Holländermühle gebaut. Es folgt die zweite auf dem Wall stehende Mühle, die Weiten- oder Weizen-Mühle, auch Schwarze Mühle genannt. Sie ist heute in Privatbesitz.
Ganz in der Nähe steht auf dem Marienwehrster Zwinger (Wall) die Frouwe-Johanna-Getreidemühle. Wir erreichen jetzt den Wasserturm. Der mitten in der Stadt gelegene 42 Meter hohe Jugendstilturm wurde um 1900 vom Wasserwerk Gelsenkirchen gebaut. Den E. Stadtwerken dient der Turm heute noch als Wasserspeicher- und Druckerhöhungsanlage.
Der Chinesentempel an der Boltentorbrücke ist keine heilige Stätte, sondern ein Kiosk aus dem Jahr 1929. Der Hut des Bürgermeisters Mützelberg ist der Namensgeber für die eigenwillige Kioskbedachung - Mützelberg Hut -. Es folgt die weit über E. hinaus bekannte Kunsthalle. Henri Nannen war Bauherr. Eröffnet wurde sie 1986 von Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Als ständige Sammlung ist dort die klassische und jüngste Moderne zu sehen. Hier finden regelmäßige Wechselausstellungen bekannter Künstler statt.
Wieder am Roten Siel sehen wir die Reformierte Neue Kirche. Sie stammt ursprünglich aus dem 17. Jahrhundert, wurde im 2. Weltkrieg abgebrannt und 5 Jahre später wieder aufgebaut. Die Reformierte Neue Kirche ist der älteste Bau nach der Reformation Ostfrieslands. Sie wurde von Martin Faber erbaut, der die Baupläne nach Vorbildern der Amsterdamer Nordkerk entwarf.
Wir beenden unsere Fahrt dort, wo wir sie begonnen haben, am Ratsdelft. Das ursprüngl. Hafenbecken war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts viel größer und ragte weiter in die Stadt hinein. Es verzweigte sich in die vielen Kanäle, die Emden vor langer Zeit den Namen : "Venedig des Nordens" gaben.