Wappen des friesischen Klootschießerverbandes FKV

Boßeln - Was ist das?

Trotz der vielen Ähnlichkeiten mit anderen Sportarten (Kegeln, Bowling, Boccia usw.) trifft kein Vergleich die Eigenart des Boßelsports.

Boßeln ist ein traditioneller friesischer Volkssport getreu der Devise:
Der Friese lernt zuerst das Laufen und dann das Boßeln

Einteilung der verschiedenen Friesensportarten:
Boßeln
- Straßenboßeln (Straßenkampf)
- Weideboßeln
Klootschießen
- Standkampf

- Feldkampf

Friesisches Schleuderballwerfen


  Boßel - Europameisterschaft (Boßel-Euro)
vom 20. - 23. 05. 2004 in Westerstede ( KV Ammerland)

Teilnehmende Verbände/Nationen an der Boßel-Euro: Irland, Niederlande, Italien und Deutschland

Ausführung 
Anlauf:
schneller Anlauf erhöht die Wurfweite 

stabiler Anlauf bringt Sicherheit 

Abwurf: 
gerade Haltung 

gerader Arm 

aus: Helge Kujas, Klootschießen, Boßeln, Schleuderball

 

Besonders bei Kurvenwürfen ist es oft ratsam, den Wurf an der mittlere Fahrbahnmarkierung auszurichten.
 


Wurfarten
1. „über dem Daumen“ 

2. „über dem Finger“ 

3. „gerade aus der Hand“ 
 


aus: Helge Kujas, Klootschießen, Boßeln, Schleuderball

 

Boßelregeln - Wertungen (Schöt)

Zwei Mannschaften treten gegeneinander an. In der Regel werfen 5 Werfer je Gruppe. Die Mannschaften bestehen aus jeweils 4 Gruppen. Die Gruppen sind aufgeteilt in:
- 2 Gruppen mit der Pockholzkugel und
- 2 Gruppen mit der Gummikugel

In der Zeichnung hat Mannschaft "Schwarz" für die bisher bewältigte Strecke 3 Wurf benötigt. Mannschaft "Rot" schaffte die Strecke mit 2 Wurf. Mannschaft "Rot" liegt mit einem Wurf (Schöt) in Führung. Da die Mannschaft "Schwarz" jetzt mit einem Wurf (Schöt) im Rückstand liegt, ist als nächster Werfer die Nr. 4 der Mannschaft "Scharz" am Zug. Die jeweils zurückliegende Mannschaft wirft zuerst. Werfer Nr. 3 der Mannschaft "Rot" setzt aus.

Die nächsten Werfer sind Werfer Nr. 4 der Mannschaft "Schwarz" sowie Werfer Nr. 4 der Mannschaft "Rot".

Ab der Saison2004/2005 wird in der oben dargestellten Grafik sich folgendes ändern: Die nächsten Werfen sind Werfer Nr. 4 der Mannschaft "Schwarz" sowie Werfer Nr. 3 der Mannschaft "Rot". D. h. bei einem Schöt fällt kein Werfer mehr aus.

Neue Boßelregeln ab der Saison 2004/2005 für den FKV - Streckenwerfen
Auf der Delegiertenversammlung des FKV im März 2003 wurden folgende Wettkampfbestimmungen verabschiedet.:
1. Die Gruppenstärke wird in allen Altersklassen von 5 auf 4 Werfer reduziert.
2. Im gesamten Ligenspielbetrieb werden die Wettkämpfe als Streckenwerfen mit einer Start-, Wende und Zielmarkierung ausgetragen, wobei die Streckenlänge je nach Altersklasse unterschiedlich ist.
3. Das Ausfallen eines Werfers bei einem Schöt wird nicht mehr praktiziert.

Somit gelten ab der Saison 2004/2005 in allen Ligen des FKV einheitliche Regeln. Im KLV Oldenburg wird das Streckenwerfen schon seit Jahren praktiziert.

Ergebnisermittlung:
- beim Standwerfen (Boßeln und Klootschießen): Summe der festgelegten Einzelwürfe

- beim Mannschaftsboßeln und Feldkampf (Klootschießen): Anzahl der „Schöt“ und Meter.

Geworfen wird auf genehmigten Straßen (Keine Autobahnen, Bundesstraßen und meistens keine Landstraßen)
Die Wettkampfsaison erstreckt sich von Sept. - März

Wurfgeräte

Boßel aus „Gummi“ oder „Holz“ ( Weich- und Hartkunststoff) mit einem Durchmesser von 9 - 12,5 cm
Besondere Wurfgeräte wie Eisenkugel (Irland) und Hollandkugel (Niederlande)

Boßelkugeln aus Pockholz drechselt u. a. Heinrich-Jürgen Eden in Großefehn ( s. Bild rechts)

 
Vielfalt der Kugeln:
1.  Pockholzkugel des Friesischen   Klootschießer- Verbandes 

2.  Irische Straßenkugel (Bowl) 

3.  Boßel des Schleswig-Holsteinischen Verbandes 

4.  Feldboßeln des Nederlandse Klootschietersbond 

5.  Kloot aus der Grafschaft Bentheim 

6.  Kloot des Friesischen Verbandes 

7.  Niederländische Straßenboßel 

weitere Ausstattung: 
- Krabber (auch Kescher genannt) zum Suchen der Boßeln aus den Gräben 

- festes Schuhwerk (Noppenschuhe sind zu empfehlen) 

- wetterfeste Bekleidung, da auch bei Regen geboßelt wird
- Boßeltasche zum Transportieren 

- Lappen zum Trockenreiben oder / und im Sommer Wasser zum Befeuchten der Boßel 

 

Leistungssport Boßeln

Im Gegensatz zu den Hobbywettkämpfen stehen bei den Punktkämpfen bzw. Kreis-, Bezirks- oder FKV- Meisterschaften die Leistungen im Vordergrund, was nicht heißen soll, dass dieses nicht genauso viel Spaß und Freude bereitet.
Bei guten Werfern ist Kraft und Athletik unverzichtbar, um zu den Spitzensportlern zu gehören.


Unterteilung der Boßelligen in Deutschland
Von der Kreisklasse bis zur ranghöchsten Landesliga

Mannschaftsmeisterschaften

 

Zwei Mannschaften treten gegeneinander an. In der Regel werfen je Gruppe 5 Werfer. Die Mannschaften bestehen jeweils aus 4 Gruppen. Die Gruppen sind aufgeteilt in:
- 2 Gruppen mit der Pockholzkugel und
- 2 Gruppen mit der Gummikugel

Dies ist in einigen Ligen anders geregelt.

Die Reihenfolge der Werfer wird vorher festgelegt. Werfer 1 wirft gegen Werfer 1; Werfer 2 gegen Werfer 2; Werfer 3 gegen Werfer 3 usw. der gegnerischen Mannschaft.


In der Regel werden 10 Runden geworfen, d. h. jeder Werfer hat einen Wurf in jeder Runde.

Einzelmeisterschaften

Alljährlich finden nach der Punktspielrunde die Einzelmeisterschaften statt. Die besten Werfer der Vereine können sich über die Kreismeisterschaften zu den Landesmeisterschaften qualifizieren. Bei den Landesmeisterschaften können die Werfer einen Platz bei der in Deutschland am höchsten angesiedelten FKV Meisterschaft erwerfen.


Unter Wettkampfbedingungen wird in Europa in folgenden Regionen geboßelt
- Deutschland
     - Friesischer Klootschießerverband FKV: Ostfriesland, Oldenburg,
     - Verband Schleswig-Holsteinischer Boßler VSHB: Schleswig-Holstein 

- Nederlandse Klootschietersbond NKB: Niederlande 

- Bol Chumann Na h'Eireann BC: Irland 

- Nazionale Bocetta Unione Italiana Sport ABIS: Italien 

und in anderen kleineren Orten über Europa verteilt wozu auch ein Gebiet in Spanien zählt.
Die Verbände sind zusammengeschlossen zur IBA ( International Bowlplaying Association)


Europameisterschaften 1988 in Norddeich

Europameisterschaften

Alle 4 Jahre finden die inoffiziellen Europameisterschaften statt. Ausrichter ist einer der Verbände aus Deutschland, Irland und Niederlande. Die Top-Werfer der jeweiligen Landesverbände treten in folgenden Disziplinen gegeneinander an:
Boßeln mit der friesischen Holzkugel

Boßeln mit der irischen Eisenkugel

Boßeln mit der holländischen Kugel

Boßel - Europameisterschaft
(boßel-euro 2004) vom 20. - 23. 05. 2004 in Westerstede ( KV Ammerland)


Boßel-Europameisterschaft 2004, Westerstede
Sieger im Feldkampf mit der Hollandkugel (300 g)
Dirk Taddigs, FKV, KV Uitersthörn Neuwestee
l

Boßel-Europameisterschaft 2004, Westerstede
Sieger im Standkampf mit der Klootkugel (475 g)
Stefan Albarus, "Noord" Norden
Mit einem Doppelklick vergrößert sich das Foto.

Beim traditionellen Feldkampf gewann Oldenburg den Ländervergleich mit Ostfriesland am 29.01.06 mit 2 Schoet und 83 Metern. Den weitesten Wurf landete Hans-Georg Bohlken aus Ruttel mit 171 m.


Hans Georg Bohlken, Ruttel

ostfriesische Bahnweiser beim Ländervergleich Oldenburg gegen Ostfriesland in Ardorf

 

Altersstruktur
Boßeln ist eine Sportart für jede Altersklasse. Bei Mannschafts- und Einzelmeisterschaften wird i.d. Regel in folgende Altersklassen unterschieden:

Kinder (gemischt)
Kinder E (6 - 9 Jahre) 

Kinder D (10 - 11 J.) 

Kinder C (12 - 13 J.)

Jugendliche getrennt (weibl./männl.)
Jugend B (14 - 15 J.) 

Jugend A (16 - 17 J.) 

 

Erwachsene
M=Männer,

F=Frauen 

M u. F I = 18-44 Jahre 

Senioren
M u. F II = 45 - 54 J.

M u. F III = 55 - 64 J.

M u . F IV = ab 65 J. 

Geselligkeit und Rituale
Nach dem Wettkampf ist es üblich, dass sich die Werfer beider Mannschaften in geselliger Runde zusammensetzen. Mit einem dreifachen "Lüch up un fleu herut" begrüßt der Mannschaftsführer die Boßler. Danach wird eine Rede über Spielablauf und -ausgang des Wettkampfes gehalten.

Boßelgeschichte
Das Boßeln hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem echten Breitensport entwickelt. Auf den ausgebauten Straßen gewann das Boßeln immer mehr Freunde, und es wird in fast allen Dörfern Oldenburgs und Ostfrieslands in Vereinen betrieben. Es bildeten sich sogar neue Vereine in der Lüneburger Heide, Osnabrück, Nordrhein-Westfalen und im Harz.

 

 

Boßelverein
in den Gründungsjahren
um 1900

Klootschießen und Boßeln nach der Gründung des FKV

Mit der Gründung des Friesischen Klootschießerverbandes (FKV) am 25. Mai 1902 begann für das Friesenspiel eine neue Epoche. Einer der wesentlichen Satzungspunkte des Verbandes ist neben dem Friesensport der Heimatgedanke mit dem Ziel, die friesischen Sitten und Gebräuche und die plattdeutsche Muttersprache zu pflegen und zu erhalten.

Vereinsnamen

Einfallsreich ist man mit der Namensgebung der Vereine. So entstanden Vereinsnamen wie:

 

 

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Literatur: Helge Kujas, Klootschießen, Boßeln, Schleuderball, Isensee, Oldenbg, 131 Seiten, 1994, 12,90 €

Ihno Alberts, Harm Wiemann, Ursula Basse-Soltau, Das alte Friesenspiel ist jung, Klootschießen und Boßeln einst und jetzt,
Soltau Kurier, Norden (1988)
18 €