Wibadi - Kirche zu Wiegboldsbur

Die Kirche wurde um 1250 auf einer Warf, einem künstlichen aufgeschütteten Hügel, auf 1,15 m tiefen Fundamenten erbaut. An gleicher Stelle hatte zuvor eine Holzkirche gestanden, die abgebrannt ist.

Die aus Backstein erbaute Kirche gehört zu den 7 Sendkirchen, also den ältesten Kirchen des Brookmerlandes.

Die Kirche ist in ihrer Geschichte mehrmals verändert worden. Türöffnungen an der Nord- und Südseite sind vermauert worden. Um 1700 wurde die Apsis sowie auch der westliche Teil der Kirche verkürzt. Dabei wurden die Ost- und Westwand neu aufgebaut und der Eingang im Westgiebel geschaffen. Die Veränderungen sind in der Wand im Ostgiebel noch deutlich sichtbar.

1888/1889 wurden unter Pastor Meints erhebliche Veränderungen im Innenraum der Kirche vorgenommen. Der Altarraum wurde erhöht, eine Empore am Westgiebel errichtet und die Orgel von der Ostseite dorthin verlegt.

Wiegboldsbur zählt zu den ältesten Gemeinwesen Ostfrieslands. Bereits im Werdener Abteiregister ist der Namen Wiboldesholte verzeichnet. Nachgewiesene weitere alte Bezeichnungen sind: Wilboldeswolde, Wibolduskeriken, Wibbodeshoff, Wiboldeshoff und Wibaldinga. Auf dem Taufgefäß der Kirche von 1496 findet man "Wibelsburen". Ähnlich , nämlich "Wibelsbur" nennt man bis heute auf Plattdeutsch Wiegboldsbur.
Die Orgel ist von Eilert Schmid aus Leer 1818/19 erbaut worden und steht seit 1970 unter Denkmalschutz. Da sie durch den baufälligen Westgiebel besonders bedroht war, wurde 1973 der Auftrag erteilt, die Orgel abzubauen und in Leer zu lagern. Sie wurde gründlich restauriert. Bis 1985 dauerte es noch bis die Orgel wieder erklang.
Der Altar stammt vermutlich aus dem 17. Jahrhundert. Der Künstler, der ihn schuf, ist leider unbekannt. Der Kirchenvorstand ließ den Altar 1956 restaurieren. Spenden der Gemeindemitglieder machte dies möglich. Im 19. Jahrhundert hatte man den Altar braun gestrichen.
Ende der 60ger Jahre war der Verfall der Kirche bedenklich weit fortgeschritten. Am 24.11.1968 wurde ein vorläufig letzter Gottesdienst gehalten. Danach wurde die Kirche wegen Baufälligkeit geschlossen. Durch intensive Landwirtschaft und Landkultivierung hatte sich der Grundwasserspiegel gesenkt und damit auch die Mauern der Kirche. Hinzu kam, dass für die Friedhofserweiterung ein Teil der Kirchwarf abgegraben worden war und sich deshalb die Südmauer nach außen neigte. Die Folge waren Risse in den Mauern.

Unter dem Druck der sich verschiebenden Mauern zersplitterten die Fenster. Die Deckenbalken waren überdies morsch.

Nach viel Aufregung wurde 1973 mit der Renovierung begonnen. Aufwendig war es, die Mauern zu stützen. Der Westgiebel wurde neu erbaut, eine neue Spiegeldecke wurde eingezogen. Die Kirche bekam einen neuen Fußboden, bewegliches Gestühl, neue Fenster und eine neue Orgelempore. Die Stufen des Chores wurden vorgezogen und der Chorraum erweitert. Altar, Kanzel und Lesepult wurden restauriert. Grabplatten, die sich in der Kirche befanden, wurden an den Seitenwänden aufgestellt.

Aus dem 15. Jahrhundert stammt das bronzene Taufgefäß. Zwölf Bilder werden durch eine obere und untere Randschrift begrenzt. Die obere nennt u.a. die Namen derer, die die Taufe gießen ließen, die untere die Jahreszahl 1496 und den Namen Peter Clockgheterdes, der das Taufgefäß goß.

Zu den Schätzen der Kirche zählt weiter ein silbervergoldeter Abendmahlskelch von 1511. Seine Inschrift bezeugt die Herkunft aus dem Kloster Dünebrook

 

Auf dem Kirchhof wurde Markt und auch Gericht gehalten. Das an der Kirche noch heute zu sehende Halseisen zeugt von der einstigen kirchlichen Gerichtsbarkeit. Das Halseisen diente dazu, den "Verbrecher" an die Wand zu ketten, an den Pranger zu stellen.

1985 wurde eine zweite Glocke geweiht. Im Glockenhaus der Kirche hingen früher einmal zwei Glocken des berühmten Bremer Glockengießers Gert Klinhe aus den Jahren 1427 und 1455. 1879 wurden beide Glocken umgegossen. Eine von ihnen wurde im ersten Weltkrieg eingeschmolzen. So läutete für Jahrzehnte nur noch eine Glocke in dem für drei Glocken vorgesehenen Glockenhaus. Aus finnanziellen Gründen konnte keine zweite Glocke angeschafft werden. Dies gelang erst 1985, nachdem 1984 die Glockengießerei Gebr. Bachert aus Friedrichhall eine schöne, 1950 von Causard in Colmar (Elsaß) gegossene Glocke angeboten hatte.

 

 

nach Blanke 1993

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