Kirche zu Victorbur

Die Victorburer Kirche steht im Westen des Dorfes an einem uralten Verkehrsknotenpunkt zwischen dem Brookmerland, dem Emsigerland und Östringen. Sie stand unter besonderem Landesschutz und wer innerhalb Ihrer Wic den Frieden brach, mußte dreifache Buße zahlen. Der Bezirk lag vormals etwa einen halben Kilometer von der Bauernschaft entfernt und war von Mauern und Gräben umzogen.

Ihre Lage mag in Verbindung mit der fortschreitenden Besiedlung Voraussetzung für eine mehrfache Erweiterung von Kirche und Kirchenraum gewesen sein.

Der stattliche Backsteinbau von 57 m Länge und 11 m Breite mit zum Teil bis zu 2 m dicken Mauern läßt deutlich mehrere Bauabschnitte erkennen.

Bevor die Kirche Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut wurde hatte sie an dieser Stelle schon mindestens eine Vorgängerin.

Die Ausgreabungen die 1965 im Rahmen einer Renovierung vorgenommen wurden, deuten sogar auf zwei Vorgängerinnen hin, Holzkirchen, deren Estriche übereinander gelagert sind.

Der älteste Teil der kirche ist der Mittelbau, während die ungegliederten Seitenwände und die gotischen Langfenster auf eine jüngere Zeit hindeuten. Der östliche Teil des Langhauses entspricht dem Typ des einräumigen, langgestreckten, romanischen Kirchenraumes mit Hochfenster und Flachdecke, der in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts hier üblich war. Im Innern sind die Seitenwände horizontal unterteilt, was die Längsrichtung des ursprünglich 30 m langen Innenraumes unterstreicht. Das Ostende des Innenraumes wird betontdurch die weitgespannten Rundbogen (Triumpfbogen) der früheren, im 15. Jahrhundert abgebrochenen Apsis.

An der Nordseite des Triumpfbogens ist ein Sakramentsschrein errichtet, der wahrscheinlich aus vorreformatorischer Zeit stammt.

Um 1300 zwang die zunehmende Einwohnerzahl die Gemeinde zu einer ersten Erweiterung des Gotteshauses. So wurde es im Westen um ein Joch mit einem Fenster, im Norden und Süden verlängert und durch ein schmales Zwischenjochmit dem von der Kirche getrennt stehenden Westturm verbunden. Das Gewölbe wurde Anfang des 15. Jahrhunderts durch ein besseres ersetzt. Gleichzeitig wurden die Seitenmauern des spätromanischen Westbaus wesentlich verstärkt. Im Innern wurde ein gotisches Rippengewölbe angebracht und zwei große Spitzfenster brachten Licht in den so gewölbten Raum. Auch wurde nun der gotische Choranbau vollendet, der im Osten an das Langhaus angeschlossen wurde.

So hatte gegen Ende des Mittelalters die Kirche in ihrem Äußeren etwa die jetzige Gestalt erhalten. Die Einführung der Reformation brachte allerdings die Umgestaltung des Kirchenraumes in eine Predigthalle mit sich. Im 18. Jahrhundert wurde der Innenraum umfassend renoviert, so auch das Gestühl, der Taufstein und die drei Messingkronleuchter. Eine weitere Restaurierung des Innenraumes erfolgte 1823. 1867/68 wurde eine neue Holzdecke eingezogen.

1657 wurde ein mit sieben Gemälden versehener Klappaltar errichtet, der barocke Formen zeigt. Eine Bereicherung erfuhr die Kirche 1697 durch eine Barockkanzel, die der Meister der Holzschneidekunst Hinrich Cröpelin aus Esens geschaffen hatte. Der Taufstein stammt aus dem Jahre 1732.

1816/17 wurde die altersschwache Orgel von 1664 durch eine neue ersetzt. Der ehemalige Turm der Kirche wurde im Dreißigjährigen Krieg beschädig und verfiel immer mehr, bis er schließlich 1837 soweit abgerissen wurde, daß nur noch der untere Teil seiner Ostmauer als Westmauer der Kirche erhalten blieb. Das danach erbaute Glockenhaus trug drei Glocken. Zwei dieser Glocken mußten nach mehrfachem Umguß im letzten Krieg abgegeben werden und wurden später durch andere ersetzt. Eine der Glocken jedoch stammt nach wie vor aus dem Jahre 1425 und läutet nach einer notwendig gewordenen Schweißung noch heute.

Die letzte umfassende Restaurierung der Kirche wurde in den sechziger Jahren unseres Jahrhunderts durchgeführt. So wurden die Wände abgekappt und verputzt und newue Fliesen verlegt. Auch das alte Gestühl wurde ersetzt. Die Decke wurde abgewaschen, lackiert und lasiert. Aus Spenden wurden neue Kronleuchter angeschafft und 1966 wurde die alte Orgel durch eine neue ersetzt, was ebenfalls zu einem beträchtlichen Teil durch Spenden möglich war.

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