Namensbildung in Teilen Ostfrieslands

Wer Bekanntschaft mit den ostfriesischen Ureinwohner macht, wird feststellen, dass immer wieder aus Vornamen abgeleitete Nachnamen auftauchen. Hier einige Beispiele mit der Endung "s": Anton s, Behrend s, Borchert s, Carsten s, Coord es, Conrad s, Christian s, Christoff ers, Dirk s, Evert s, Folkert s, Frerich s, Gerd es, Gerjet s, Harm s, Hinrich s, Meent s, Oltmann s, Peter s, Rewert s, Ricklef s, Rickel s, Sievert s, Wiemer s.

Weitere mit der Endung "n": Brunke n, Ehme n, Enne n, Franz en, Haye n, Jan sen, Ortgies en, Meppe n, Mense n, Renke n, Rieke n, Siefke n, Wilke n.

Aufgrund von offenen Feindseligkeiten zwischen Preußen und Frankreich besetzten holländische, mit Frankreich alliierte, Truppen den nordwestlichen Teil von Preußen. Ostfriesland wurde zur elften Provinz der Niederlande erklärt. Da zu dieser Zeit Jedermann nur mit seinem Vornamen bekannt war ( Ausnahmen waren die Hinzugezogenen aus anderen Landesteilen ) und zur Unterscheidung vielleicht noch der Vorname des Vaters (oder der Mutter) hinzufügt wurde, war eine Anlegung von Melderegister schwierig. Aus diesem Grund mußte bis zum Jahre 1811 jeder Haushalt sich einen Familien- oder Hauptnamen zulegen. Mit Ausnahme von Orts- und Standesnamenszusätzen (von, le, zu,), konnten die Besetzten ihren Namen frei wählen. So wurden aus der Nachkommenschaft des Haushaltsvorstandes "Harm" die "Harms", oder von "Renke" kurz "Renke(si)n".

Ganz Verwegene gaben sich ihren Nachnamen nach dem ausgeübten Beruf wie zum Beispiel: Kramer (Kaufmann), Steinmetz, Kuper (Böttcher), Schepker (Schäfer), Schuhmacher, Schmidt oder Smid (Schmied), Maier (aus dem franz. Maire = Bürgermeister), Weber, Bleeker (Bleicher von Leinenstoffen), Dreyer (Drechsler) oder Müller.

Einige der damaligen Bürger ließen sogar ihre Phantasie spielen und erlaubten sich Namen wie: Ekhoff (Eichenhof), Krayenborg (Krähenburg), Husmann (Hausmann), Neunaber (Neuer Nachbar), Saathoff, usw.. Bei den vielen Namensdoppelungen kamen zur Unterscheidung zwangsläufig Spitznamen (plattd. "Ökernoms") hinzu.

Teilweise haben sich diese Namen erhalten, oder sind überliefert: Dönnerschlach, Moor, Brürch, Joken, Schluck, Mattes, Pumper, Kammelk, Ülk, Düster, Cunni, Tütken, Schluff, Hoferland, Kluck, Melk, Puschen, Kruskopp, oder Pannkok.

Die holländische Besetzung unter napoleonischer Führung endete schon 1913. Ausgerechnet russische Kosaken befreiten unsere Gebiete, Ostfriesland wurde wieder dem Königreich Preußen zugeführt.

Literatur