Harlebucht und Goldene Linie

Ca. 1000 nach Chr. wurden die ersten Deiche um die Marschdörfer OstFrieslands gezogen. Diese Verläufe sind häufig noch an der Straßen- und Grabenführung zu erkennen. Um 1300 bestand bereits ein geschlossenes Seedeichsystem (s. blaue Linie).

Die Deichlinie verlief von Bensersiel ins heutige Watt um die untergegangenen Orte Westbense und Otzum nach Südosten. Zwischen Neuharlingersiel und Altharlingersiel schnitt es die heutige Küstenlinie. Weiter geht es nach Süden und erstreckt sich im Bogen um Altfunnixsiel über Funnixer Großriege zum wangerländer Deich von Tettens. Der weitere Verlauf nach Minsen ist nicht eindeutig zu rekonstruieren.

Die Marcellusflut von 1362 zerstörte diese Linie vollkommen. Es entstand die Harlebucht. Es brachen mehrere Nebenbuchten ins Hinterland ein. Bis zu den Geestrandorten Esens, Wittmund, Burhafe und Jever stieß das Wasser vor. Die Orte Eggelingen und Asel lagen somit zeitweise auf Inseln. Im Osten erreichte es die Warften (auch Warfen oder Wurten genannt) der Altmarsch wie Ziallerns, Tettens, Wiefels und Hohenkirchen.


Bedeichung der Harlebucht nach Homeier, 1969
Viele Radtouren unter dem Motto - Harlebucht erfahren - führen durch das Gebiet der alten Harlebucht

In der Folgezeit verschob sich die Insel Spiekeroog in östlicher Richtung. Dies begünstigte die einsetzende Verlandung der Harlebucht. Ab 1545 wurden die Nebenbuchten und die Hauptbucht in mehreren Etappen eingedeicht (s. Karte). Es entstanden die Groden, die in anderen Teilen Ostfrieslands und Schleswig Holsteins auch Polder genannt werden. Es handelt sich jeweils um neu - durch Eindeichung - gewonnenes Land.

Goldene Linie:
Zu Grenzstreitigkeiten zwischen dem Jeverland und Ostfriesland kam es bei der Grenzziehung des neugewonnen Landes. Dieser Streit hatte ihren Höhepunkt mit der Eindeichung zwischen den Orten Neufunnixsiel und Neugarmssiel von 1658. Die Inseln Spiekeroog (Ostfriesland) und Wangerooge (Jeverland), die nördlich der Harlebucht liegen, wurden als Grundlage für die Grenzziehung genommen. Am 22. Dezember 1666 verständigten beide Parteien sich, die Grenzlinie in der Mitte zwischen beiden Inseln zu legen. Nach ostfriesischer Auffassung musste die Linie weiter östlich verlaufen, da die gewählten Inselmesspunkte nicht ihren Vorstellungen entsprachen (s. Zeichnung). Welche Punkte der Inseln Spiekeroog und Wangerooge waren für beide Seiten akzeptable Ausgangspunkte? Erst 1743, mit der Verpflichtung 11 000 Taler an Fürst Carl Edzard (Ostfriesland) zu zahlen, wurde der Vertrag entgültig rechtswirksam. Die Grenzlinie zwischen Ostfriesland und dem Jeverland (Friesland) wird als Goldene Linie bezeichnet. Die Grenzlinie wurde auf den Jeverschen Karten mit Gold gezeichnet - Goldene Linie -.


Mit der Eindeichung von Elisabethgroden 1894/95 wurde die Landgewinnung weitgehend abgeschlossen. Nur beim Bau des Harlesiels - 1956 - entstand noch ein kleiner Polder. Durch die Eindeichungen von 1800 bis heute mussten die Sielhafenorte jeweils vorverlegt werden: Carolininensiel - Friedrichsschleuse - Harlesiel.

 

Harlebucht erfahren: Themenbzogene Radtouren im Bereich der Harlebucht wurden erarbeitet. Dazu sind bereits vorhandene Wegeverbindungen genutzt worden. Themenbereiche sind: Deiche, Groden, Küstenschifffahrt, Siele, Goldene Linie, Warften (Warfen, Wurten), Geestwendung, Sietwendung, Kirchen, Wasser, Landwirtschaft und Kulturgeschiche. Bernd-Uwe Janssen vom Regionalen Umweltzentrum Schortens (RUZ) war maßgeblich an der Konzeption beteiligt. Die Touren sind in Broschüren beschrieben und sind in Museen und Kurverwaltungen erhältlich.

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