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Jan Termöln un de Moorhexen
Frei nach dem Märchen von Rudolf Bruns


Im wüsten großen Moor wohnte einst ganz allein ein Mann in seiner armseligen Hütte aus Lehm und Torf. Das war Jan Termöln, der sich sein Brot mit Torfstechen verdiente. Die schwere Arbeit schmeckte ihm nicht besonders und machte den Buckel krumm. Er träumte viel lieber davon, seine Braut Trientje zu heiraten, in die Stadt zu ziehen und den großen Macker zu spielen. Allerdings war sie genau so arm wie er, und vom Torfstechen allein ist noch keiner reich geworden.

Wenn er im Moor so am Arbeiten war, dann wurde ihm manchmal schwer ums Herz und dann sang er laut und rauh ins düstere stille Moor ganz traurige Lieder über sein Schicksal.

Als Jan wieder einmal so ein wehmutsvolles Lied mehr jammerte als sang, da standen plötzlich zwei schmuddelige, dürre Weiber vor ihm, eine jung, die andere alt. Das waren die alte Moorhexe und ihre Tochter. Die Alte sprach ihn gleich an:

Hör zu, Jan Termöln,
du brauchst dich nicht quälen,
bis du alt und steif bist -
nimm meine Tochter zur Frau,
sieh, dann steht jedes Jahr
dein Torf fix und fertig,
hast deine Ruhe und dein Geld,
und dann lacht dir die Welt.

Und damit schob die Moorhexe ihre Tochter zu Jan hin. Dem hatten die Worte der Hexe recht gut gefallen. Für den Moment hätte er fast seine Braut vergessen und auf das Angebot eingehen können. Als er sich die Moorhexentochter dann aber näher ansah, flog ihm glatt
die Mütze vom Kopf. Oh, nein, was war seine Trientje für ein schönes Mädchen gegen dieses hier. Das Moorfräulein, das ihn liebestoll anschaute, hatte Haare wie ein Strauchbesen, schiefe schwarze Zähne und obendrein schielte sie noch - kurz: sie war grausig wie das Hochmoor um ihn herum.

Nein, dafür wollte Jan seine Trientje nicht aufgeben. Die Verheißung von Reichtum aber war so verlockend, daß er überlegte, ob die beiden nicht auszutricksen waren und er ohne die Moorhexentochter den Reichtum absahnen konnte.

Er kratzte sich hinterm Ohr und meinte "Niemand kauft die Katz im Sack. Ich muß erst mal sehen, was bei der Sache wirklich rauskommt und das kann ich erst in - na, sagen wir - drei Jahren." Überraschenderweise kam von der Moorhexe dazu nur ein knappes "Gut." Dann sagte sie ihm noch einen Spruch, mit dem er sich den Torf herbeiholen konnte und schließlich noch eine Warnung: "Aber merk die, Jan Termöln,
wir lassen nicht mit uns spielen!
Von heute in drei Jahren
dann werdet ihr ein Paar! 

Nach diesen Worten waren die beiden Weiber verschwunden, als ob sie das Moor verschluckt hätte.

Jetzt begann eine Schlaraffenzeit für Jan: Keinen Handschlag mehr tun und auf Kommando den besten Schwarztorf aus den tiefsten Tiefen des Moores direkt vor der Tür. Die Leute kamen von weit her und ließen eine Menge Geld für seinen Supertorf. Jan wurde reich und reicher und das ganze ziemlich schnell. Zu guter Letzt wußte er nicht mehr, wo er das ganze Geld unterbringen sollte, Geldanlagen waren damals so eine Sache. Zuerst hatte er alles in einen leeren Strohsack gestopft, als der überquoll, kaufte sich Jan eine große Seemannskiste mit ´ner Menge schwerer Schlösser und buddelte das Ganze in den Boden unter seinem Bett ein.

Jan hatte schon lange genug Geld beisammen, um mit seiner Trientje den Traum von Glamour in der Stadt auszuleben. Aber wie das bei Menschen nun so ist, kam die Geldgier durch und es konnte nicht genug sein. Er wollte erst auf den letzten Drücker vor der Moorhexe und ihrer grausigen Tochter abhauen - mit dem ganzen Geld natürlich.

Es kam wie es kommen mußte. - 
In seiner Geldgier mußte er sich mächtig verzählt haben, was die drei Jahre betraf. Er kam eines Tages wie gewohnt von seiner Trintje und ging durch die Nacht zu seiner Geldkiste. Es war zappenduster. Der Sturm heulte wie ein wildes Tier und jagte ihm den Regen ins Gesicht. Der nasse Moorgrund schwabbelte gefährlich bei jedem Tritt. Jan stemmte sich mit aller Kraft gegen den Sturm, magisch angezogen vom eisernen Band seines Reichtums.

Als er schon ein ganzes Stück Weges hinter sich hatte, tanzte auf einmal ein kleines Moorlicht vor ihm hin und her. Er freute sich, glaubte er doch, die Moorhexenbraut würde ihm aus Fürsorge heimleuchten. Er lief dem Licht hinterher wie ein Schiffer, der sein Schiff blind vertrauend auf den Leuchtturm zusteuert. 

Plötzlich - zwei kalte, knöcherne Arme griffen nach ihm, legten sich um seinen Hals. Jan konnte sich nicht befreien und der Boden schien unter seinen Füßen immer mehr nachzugeben. Da schrie er aus Leibeskräften "Hilfe! - Hilfe!". Aber es nutzte nichts, der Sturm zerriß sein Rufen in kleine Fetzen, niemand weit und breit, der ihn hätte hören können. Es ward ernst. Die Moorhexe jr. war´s, die ihn fest im Griff hatte. Die drei Jahre Bedenkfrist waren rum und weil Jan nicht mit der Hexenbraut auf dem Moor leben wollte, zog sie ihn mit sich hinab in die unergründlichen Tiefen des Moores ins Moorhexenreich. Nun hatte sie ihren Erd-Bräutigam ganz für sich allein.

Niemand hat seither wieder etwas von Jan Termöln gehört oder gesehen, seine Kate ist längst verfallen. Aber die eiserne Kiste mit dem vielen Geld ist tief und tiefer in den Moorboden hineingesackt. Und wer sie einmal beim Torfgraben ausbuddelt, braucht sein Lebtag keine Hand mehr dreckig zu machen.


Die Moral von der Geschicht ....

Und seid ihr aufs Geld noch so erpicht,
wer´s nicht bereuen will,
verscheißert die Moorhexen nicht!



Vielen Dank an Birgit Hegenbart und Annemarie Memenga 
für die Übersetzung des plattdeutschen Originaltextes.



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